Kommentar: Zweierlei Maß
■ Eine Demo wäre längst verboten
Das klingt uns noch im Ohr: Demonstrationen, bei denen schon weit im Voraus klar ist, daß sie in Gewalt enden werden, müssen verboten werden. Der Innensenator hat im Vorfeld des 3.Oktober erklärt, gewaltbereite Demonstrationen würden „im Keim erstickt.“ Abgewogen wurde das Recht auf freie Meinungsäußerung gegen die öffentliche Ordnung; Die Meinungsfreiheit hat damals verloren.
Jetzt geht es um die Freiheit des Sports, oder besser gesagt: Die Freiheit, ein werbeträchtiges Medien-Sportspektakel zu veranstalten. Alle Welt erwartet einen randalebereiten Fanblock aus Rotterdam, der auf Werder-Fans treffen wird, die auch nicht zimperlich sind. Rudi Carrell ist die Situation zu brenzlig, um die Manschaftsaufstellung zu verlesen. Alles wartetauf den Abend des Spiels.
Aber niemand denkt in Kategorien wie „Deeskalation“ oder „Prävention“. Das Spiel wird stattfinden, die Randale vieleicht auch, und vermeidbar wird sie dann nicht gewesen sein. Niemand denkt auch nur entfernt daran, das ganze Spiel zu verbieten. Im Gegenteil: Die Hundertschaften Polizei, die einer von Bremens Großverdienern, der SV Werder, für den reibungslosen Gang der Geschäfte braucht, werden abkommandiert, ohne daß der Senator für Inneres und Sport dafür eine müde Mark sieht. Es gilt zweierlei Maß: Schließlich geht es hier um die schönste Nebensache der Welt und nicht bloß um die Meinungsfreiheit. Bernhard Pötter
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