Zwei Supertanker gekidnappt: Somalische Piraten als Ölspekulanten
In zwei Tagen fielen zwei Öltanker im Indischen Ozean in die Hände somalischer Piraten. Einer hatte Öl für die USA im Wert von 200 Millionen Dollar an Bord.
![](https://taz.de/picture/279901/14/somalia_09.20110210-19.jpg)
BERLIN taz | Je teurer das Erdöl, desto wertvoller sind die Öltanker auf den Weltmeeren. Kaum haben die Rohölpreise auf den Weltmärkten die Grenze von 100 US-Dollar pro Barrel überschritten, haben somalische Piraten im Indischen Ozean gleich zwei Öltanker in ihre Gewalt gebracht.
Die italienische "MT Savina Caylyn", auf dem Weg von Sudan nach Malaysia mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 104.000 Tonnen, wurde am Dienstag nach einem Feuergefecht gekapert. Sie hatte eine unbekannte Menge Öl aus Sudan für Malaysia an Bord.
Nur einen Tag später fiel der griechische Supertanker "Irene SL" in die Händer somalischer Piraten. Das 333 Meter lange Riesenschiff hat ein zulässiges Gesamtgewicht von knapp 320.000 Tonnen und hatte zum Zeitpunkt der Kaperung 270.000 Tonnen (über 1,9 Millionen Barrel) Öl aus Kuwait für die USA an Bord, heißt es.
Allein die Beute aus dem Tanker "Irene SL" ist rund 200 Millionen Dollar wert und entspricht einem Fünftel der US-Tagesimporte an Öl. Erstaunlich ist der Ort der beiden Überfälle, die mit Somalia an sich überhaupt nichts mehr zu tun haben. Der Tanker aus Italien wurde knapp 700 Kilometer westlich der zu Indien gehörenden Lakshadweep-Inseln gekapert.
Der griechische Supertanker fiel den Piraten 400 Kilometer vor der Küste Omans und 600 Kilometer südlich der Küste Pakistans in die Hände. Erst fünf Tage vorher, so meldet der sich in Kenia befindende Pirateninformationsdienst Ecoterra, war an genau dieser Stelle ein Angriff auf einen Öltanker durch einen Militärhubschraubereinsatz einer der unzähligen Interventionsflotten in dem Seegebiet vereitelt worden.
Mit den beiden Angriffen und der zeitgleichen Freilassung zweier südkoreanischer Schiffe liegt die Anzahl der ausländischen Schiffe in der Gewalt somalischer Piraten laut Ecoterra konstant bei 48, die Zahl der Geiseln bei 790. Die EU-Flotte im Indischen Ozean zählt 35 gekaperte Schiffe, aber in dieser Liste sind kleinere Schiffe nicht enthalten.
Die meisten gekaperten Schiffe werden vor Somalias Küste festgehalten. Manche sind aber auch zu Mutterschiffen für weitere Piratenangriffe umfunktioniert worden. Die darauf befindlichen, als Geiseln gehaltenen Besatzungsmitglieder dienen dann als "menschliche Schutzschilde" gegen mögliche Angriffe seitens der EU- und Nato-Interventionsflotten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche