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Archiv-Artikel

Zwei-Klassen-Gessellschaft

betr.: „Spitzenleistung nur mit Zuzahlung“, taz nrw vom 23.05.07

Mit Erschrecken habe ich die Aussagen des Richters Michael Balke bezüglich der Spendenpraxis am Essener Klinikum gelesen. Herr Balke gibt offen zu, dass wir in Deutschland eine Zwei-Klassen-Medizin haben. Soweit, so (überhaupt nicht) gut. Er findet daran jedoch überhaupt nichts verwerfliches und verteidigt diese Abartigkeit des deutschen Gesundheitssystems sogar. [...] Dass Herr Richter Balke abschließend noch das Recht auf gesundheitliche Leistung mit Bahnfahren 1. und 2. Klasse vergleicht und dies völlig legitim findet, hat mich nur noch zu einem (bitterbösen) Lächeln veranlasst. Von einem Richter, der sich Recht und Gerechtigkeit verpflichtet fühlt, hätte ich als Rechtsreferendar etwas mehr Feingefühl erwartet! [...]

FRANK LACKMANN, Haltern am See

Dieser Herr Balke vergleicht doch allen Ernstes eine ICE-Bahnfahrt mit einem mittellosen Patienten, der um sein Leben kämpft. Welch ein gesundheitspolitischer Rückschritt! OTTO URLICHS, Düsseldorf

Hier verteidigt ein wohl materiell gut abgesicherter, ehemaliger Patient des erwähnten Chefarztes Broelsch sehr subjektiv („ich würde Haus und Hof verkaufen, um eine medizinische Spitzenleistung zu bekommen“) dubiose Spendenaufrufe seines Operateurs, betitelt die Fragen des Interviewers als „unanständig“ und „abenteuerlich“, um schliesslich mit seinem ICE-Vergleich völlig daneben zu liegen. Herr Balke hat dabei übersehen, dass zweite und erste Klasse zur gleichen Zeit mit ihren Fahrgästen am Zielbahnhof eintreffen, während der Patient, der nicht spendete, erst gar nicht in den Zug „Essener Klinikum“ einsteigen durfte. Und darüber rege ich mich doch auf! HEIKO TOLKIEN, Bielefeld