Zusammenfassung der Katastrophe in Japan: Lage in Fukushima I stabilisiert sich
Alle sechs Reaktoren sind nach Angaben der Betreiber wieder ans Stromnetz angeschlossen. Aus Reaktor 3 stieg am Montagmorgen grauer Rauch auf, alle Einsatzkräfte wurden evakuiert.
TOKIO dapd/afp/dpa/rtr/taz | (Letztes Update Montag, 9.15 Uhr) Am Montagmorgen verkündete die betreiberfirma Tepco, dass alle sechs Reaktoren wieder ans Stromnetz angeschlossen seien. Allerdings sind alle Einsatzkräfte am AKW evakuiert worden, nachdem an Reaktor 3 grauer Rauch aufgestiegen war.
Am Sonntag schien sich die Lage im schwer beschädigten Atomkomplex von Fukushima I (Daiichi) zu stabilisieren. Nach einem unerwarteten Druckanstieg im Innern des Reaktors des von Kernschmelzen bedrohten Kernkraftwerks im Nordosten Japans am Sonntag gaben sich Experten vorsichtig optimistisch.
Der Plan, radioaktives Gas abzulassen, um den Druck im betroffenen Reaktorblock 3 zu senken, konnte fallen gelassen werden, erklärte die Betreiberfirma Tepco. Dies hätte die Umgebung ansonsten zusätzlich verstrahlt. Reaktorblock 3 enthält sogenannte MOX-Brennstäbe. Sie enthalten neben Uran auch hochgiftiges Plutonium.
Die beschädigten Reaktoren und Abklingbecken werden weiterhin ununterbrochen mit Wasser aus Löschfahrzeugen besprüht, um eine Überhitzung zu verhindern. Nach offiziellen Angaben gab es Fortschritte bei dem Versuch, zumindest zwei der insgesamt sechs Reaktoren an die Stromversorgung anzuschließen, um die Kühlwasserpumpen wieder in Gang zu setzen.
Regierungssprecher Yukio Edano berichtete, auch in den Reaktorblöcken 1 und 2 habe sich die Lage stabilisiert. In den Abklingbecken der Blöcke 5 und 6 ist die Temperatur inzwischen auf ein "sicheres, kühles Niveau" gesunken, wie die japanaische Atomaufsichtsbehörde am Sonntag mitteilte. Regierungssprecher Edano warnte aber vor zu großem Optimismus: "Auch wenn sich bestimmte Dinge gut entwickeln, müssen wir nach wie vor mit Rückschlägen rechnen."
"Kein Wiederanfahren mehr von Fukushima-Daiichi"
Die japanische Regierung kündigte an, die vom Tsunami am Freitag vor einer Woche beschädigten Kernkraftwerke dauerhaft vom Netz zu nehmen. Eine erneute Nutzung zur Energieerzeugung sei nicht mehr möglich, da das zur Kühlung in den vergangenen Tagen eingesetzte Meerwasser aufgrund seiner korrosiven Wirkung zu irreparablen Schäden an der gesamten Anlage geführt habe. "Es ist klar, dass die Anlage Fukushima-Daiichi in keiner Weise mehr wiederangefahren wird", erklärte Edano.
Die Strahlung aus dem Reaktorunglück hat inzwischen weitere Nahrungsmittel erreicht. Zunächst waren in Spinat und Milch aus der Umgebung des Kraftwerks, aber auch im Leitungswasser in Tokio und anderen Städten leicht erhöhte Werte gemessen worden. Zunächst hatten Regierungsvertreter beteuert, dass die Belastung unbedenklich sei. Am Montagmorgen rief die Regierung die Menschen in dem Dorf Iitate auf, kein Leitungswasser zu konsumieren, nachdem erhöhte Werte von radioaktivem Jod gefunden worden waren. In Taiwan wurden am Samstag radioaktiv belastete Bohnen aus Japan gefunden. Die Werte lagen deutlich unter den erlaubten Grenzwerten und waren damit nicht gesundheitsschädlich, wie die Behörden mitteilten. Es waren in Taiwan offenbar die ersten verstrahlten Importe aus Japan.
Mehr als 20.000 Tote und Vermisste
Über eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami hat die Zahl der Toten und Vermissten inzwischen 20.000 überschritten. Nach jüngsten Angaben kamen mehr als 8.100 Menschen ums Leben, mehr als 12.000 wurden noch vermisst. Über 425.000 Männer, Frauen und Kinder leben in Notunterkünften.
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