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■ Zur dritten AnkunftWeihnachtsmann ist Amerikaner!

Die schlimmste Weihnachtsgeschichte war in einem der vielen Nikolaus-Features verborgen, mit denen das Fernsehen uns zur Zeit gerade erfreut. Ein puristischer Nikolaus-Forscher sagte da ganz lakonisch den verheerenden Satz: „Der Weihnachtsmann ist doch von Coca Cola erfunden worden, um deren Markenfarben populär zu machen!“ Das Schlimme an dieser These ist, daß sie einem sofort einleuchtet. Früher gab es den Nikolaus, Knecht Ruprecht und das Christkind – alle ganz in weiß. Die Übermacht des Rotweißen zu Weihnachten besteht erst seit ein paar Jahrzehnten. Das ist doch nun wirklich mal eine Geschichte für all die Verschwörungs-Fanatiker, darüber wollen wir eine Folge von „The X-files“ sehen!

„Die Amis haben unser Unterbewußtsein kolonialisiert“, sagte einst Kamikaze zu Bruno in Wim Wenders „Im Lauf der Zeit“, und der Satz wird immer wahrer. Es gab schon vorher grausame Desillusionen: Daß mein geliebter Teddybär nach dem amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt benannt wurde, nur weil der mal einem Bären das Leben rettete, hat meine zarte Knabenseele schon arg schockiert. Und daß „Jingle Bells“ oder „I'm Dreaming of a White Christmas“ keine Volkslieder, sondern profane Hits aus den 30er Jahren sind, für die genaugenommen jeder, der sie singt, Tantiemen zahlen muß, das ist auch solch eine amerikanische Weihnachtsüberraschung.

In den USA hat Weihnachten ja oft einen leicht absurden Touch. Man denke nur an die Plastikschlitten in den subtropischen Vorgärten von Florida und Kalifornien oder an die erste Sequenz des Films „French Connection“, in der Polizist Gene Hackman als Santa Claus verkleidet einen Drogendeal beobachtet und die Bösewichte dann mit wehendem Bart über die New Yorker 42th Street jagt. Von dem ultimativen Weinachtsfilm „It's a Wonderful Life“, mit dem im letzten Bild schon fast idiotisch selig lächelnden James Stewart habe ich mich allerdings sehr gern kolonialisieren lassen, und „Rudolph the red-nosed ren-deer“ war mein Kultfilmchen beim „Warten aufs Christkind“.

Das Rentier Rudolph ist darin ein typisches häßliches Entlein mit einer leuchtend roten Nase, über die alle nur lachen, bis Rudolph zu Weihnachten bei dichtem Nebel dem festlichen Schlitten mit seiner Nase den Weg leuchtet und zum „x-mas-hero“ wird. Das fand ich noch toller als die Augburger Puppenkiste. Für solche Helden verzeihen wir den Amis vieles, aber fragen Sie doch mal den Weihnachtsmann am Heiligen Abend, von wem er gesponsert wird. Und wenn er rot wird, geben Sie ihm eine Pepsi. Wilfried Hippen

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