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Archiv-Artikel

■ Zur Photovoltaikanlage auf dem taz-Dach Die EnBW-Strategen werden lachen

betr.: „Die taz steht unter Solarstrom. taz kooperiert mit NaturEnergie und BUND und bekommt ein Solardach“, taz vom 13. 12. 03

Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung! Zwei Anmerkungen seien mir als Stromproduzent durch Photovoltaik gestattet:

Wenn man umweltfreundlich erzeugten Strom beziehen will, gibt es zahlreiche Alternativen zu Firmen wie EnBW, E.ON, RWE & Co, die allesamt im Atomstromgeschäft tätig sind und unsere Gegenwart und Zukunft zerstören helfen. Für diese Firmen ist die Sparte „Öko-Strom“ lediglich ein Feigenblatt für gewisse Nischenkunden. Die Firma Lichtblick dagegen liefert äußerst günstig „Öko-Strom“, gehört keinem Konzern und ist zudem noch aktiv in der Förderung regenerativer Energieerzeugung.

In dem Artikel wurde gesagt, dass „Solarenergie zum Beispiel … eine Technologie (ist), die wenig Gewinn bringend arbeitet.“ Die taz-Anlage rechne sich in 20 Jahren nicht. Diese Aussage kann man nicht verallgemeinern, sie hängt u. a. von der Lage der Anlage, also der Sonneneinstrahlung, ab. Eine kreditfinanzierte Anlage in meiner Gegend (Nordseeküste) rechnet sich beispielsweise ab 12–13 Jahren (Garantiezeit: 20 Jahre). Eine hier zu Lande getätigte Kapitalanlage in Photovoltaik wirft ca. 8 Prozent Rendite ab. HEINER ZOK, Schiffdorf

Die konventionelle Energiewirtschaft wie die Firma EnBW (der 75 Prozent der Firma Naturenergie gehört, der französische Atommonopolist EdF wiederum ist an EnBW beteiligt) spielt eine äußerst unerfreuliche Rolle als gleichzeitige Bremserin, Trittbrettfahrerin und Profiteurin der erneuerbaren Energien wie Solarstrom.

Beispielsweise im Spiegel 24/2003 lässt sich nachlesen, wie EnBW und andere durch die über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von den Stromkunden erhobene Umlage, aus der auch die 57 Cent pro kWh für die taz-Anlage bezahlt werden, nicht nur nicht belastet werden, sondern sogar noch verdienen. Gleichzeitig wird die EEG-Umlage als Vorwand für immer stärkere Preiserhöhungen benutzt, um die ohnehin eingefahrenen Rekordgewinne noch weiter zu vergrößern. Wenn die Anlage auf dem taz-Gebäude trotz geeigneten Standorts, ordentlicher Montage und marktgerechten Preises durch die EEG-Vergütung nicht vollständig bezahlt werden kann, ist das auch und gerade das Verdienst des Arbeitgebers von NaturEnergie-Geschäftsführer Andreas Fußer.

Ich bin schwer enttäuscht von dem Artikel und der angekündigten Kooperation zwischen taz und NaturEnergie. Ich will hoffen, dass es kompetenten taz-Journalisten ein Anliegen und – trotz der Geschäfte der taz mit NaturEnergie – auch möglich ist, das Gebaren der genannten Firmen, ihrer Mitarbeiter und Anteilseigner im Hinblick auf das EEG und anderweitig kritisch zu beleuchten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. KILIAN BECKER, Regensburg

„Bisher hat die taz kaum Kontakte zur Industrie“, bekennt Andreas Bull als Geschäftsführer selbiger. Was für ein Makel! Aus welchem Grund betonen Sie eigentlich immer die Unabhängigkeit ihrer Zeitung von „ganzseitigen Fotografien großer Autos“?

Aber das könnte sich ja nun ändern, denn die taz hat einen zu ihr passenden Konzern entdeckt, die EnBW, den Energiekonzern in Deutschland also, der den höchsten Atomstromanteil in seinem Bestand hat. Dasd sich die taz jetzt mit dem Feigenblatt dieser Firma, der Naturenergie AG, schmückt, halte ich für eine bodenlose Frechheit ihrer (in vielen Fällen) atomkritischen Leserschaft gegenüber. Obwohl ich grundsätzlich jede Solaranlage begrüße, ist eine damit verbundene Werbung für einen Energieversorger, der u.a. solche maroden Anlagen wie die AKWs Obrigheim und Philipsburg betreibt, nur mit finanziellen Hintergründen zu erklären. Dass die EnBW bisher durch eine besonders glaubwürdige Vertretung des „Atomausstieges“ aufgefallen ist, muss mir wohl entgangen sein. Oder meinen Sie damit die Verlängerung der Laufzeit von Obrigheim? […] ANDREAS STROHMEYER, Affinghausen

Es ist ja sehr begrüßenswert, dass die taz die regenerativen Energien auch mit Taten unterstützt und sich ein Solardach zulegt. Aber hierzu gibt es auch die Möglichkeit, dies als Bürgerbeteiligungsanlage in Form einer KG eventuell mit Beteiligung von taz-LeserInnen und taz-GenossInnen zu errichten. Unterstützt kann dies auch gerne von den verschiedensten Verbänden und Organisationen werden. Auch die unterschiedlichsten Unternehmen könnte man hieran beteiligen. Die Installation überlässt man am besten ortsansässigen Handwerksbetrieben.

[…] Aber dass Sie hierzu Ihre Unabhängigkeit als kritische Tageszeitung aufgeben, finden wir äußerst bedauerlich. Hat das große Geld nun auch die taz gefressen? […]

Im Gegensatz zu der Darstellung in dem oben genannten Artikel, haben wir nicht die Erfahrung gemacht, dass eine Umstellung auf Ökostrom wesentlich teurer sein muss als das Beziehen des (Atom)Stroms vom regionalen Stromversorger, jedenfalls nicht bei Greenpeace Energy. Unsere monatliche Abschlagszahlung sank um 10 Euro. […] Durch die Propagierung solcher Projekte wird wieder einmal die gesamte erneuerbare Energie in ein schlechtes Licht gerückt, dies ist Wasser auf die Mühlen der Atomlobby. Man hört bereits die Strategen von EnBW lachen. […]

STEFAN MESSERSCHMIDT, MARION MÖLLER, München