■ Zur Person: Erste Bremer Gerichtspräsidentin
Eine weitere Männerbastion ist gefallen. Wo bisher vier Bremer Gerichtspräsidenten unter sich waren, haben nun drei von ihnen eine neue Frau zur Kollegin. Für den ausgeschiedenen Gerichtspräsidenten Ruprecht Großmann steht seit Montag die 48jährige Monika Paulat an der Spitze des Bremer Landessozialgerichtes.
Monika Paulat, gebürtige Nordenerin, kommt direkt aus Hannover. Dort arbeitete sie seit 1992 als Direktorin des größten Sozialgerichts Niedersachsens – obwohl sie „eher zufällig“ zur Sozialjuristerei kam. „Übrigens“, ergänzt sie sofort in eigener Mission, „Sozialgericht hat nichts mit Sozialhilfe zu tun“. Aufklärung hätten die Menschen in dieser Frage nötig, meint Paulat. Denn seit sie vor 18 Jahren Richterin wurde, ärgert sie sich darüber, daß das Sozialgericht „zu unrecht ein Schattendasein“ führe. „Bei uns werden doch Entscheidungen getroffen, die 90 Prozent der Bevölkerung betreffen“, sagt sie. Arbeitslose beispielsweise klagen hier gegen eine Leistungskürzung vom Arbeitsamt, oder Versicherte ziehen gegen die Entscheidungen ihrer Krankenkassen zu Felde. „Eine Reihe dieser Entscheidungen sind für viele BremerInnen interessant.“
Für das Gericht dagegen sind Gebühren interessant: Daß jeder kostenlos vors Sozialgericht ziehen kann, gehöre besser heute als morgen abgeschafft, meint sie. Sozialverträgliche Gebühren könnten die öffentlichen Kassen entlasten und seien zeitgemäß – so zeitgemäß wie eine Reform der Organisationsstrukturen im Gericht inklusive modernes Führungsmanagement. Doch voreilig will sie nicht handeln. Erstmal nimmt die Gerichtspräsidentin das Amt und die Stadt zum Kennenlernen unter die Lupe. ede
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