■ Zur Einkehr: Beim Burger King
Und immer wieder die Frage nach dem Ursprung! Die Bibel meint: das Wort. Der papierene Tablettschoner von Burger King spekuliert: „Der Ursprung: Der Whopper ist der Lieblingshamburger der Amerikaner.“Ein biochemischer materialistischer Erklärungsansatz also. Zutiefst materialistisch. Demnach wären die Ingredenzien des Whoppers verantwortlich für viele soziale Erscheinungen in der USA: Klassengegensätze, Prüderie und einiges mehr. Gewagt, aber nicht uninteressant. Trotzdem kann uns der Tablettschoner nicht darüber hinweg täuschen, daß Burger King keineswegs Deutschlands Lieblingshamburger fabriziert, sondern der ewige Zweite ist – quasi die Pepsi Cola unter den Frikadellenläden. Anders als bei Pepsi (für Deutsche zu süß) ist dieser chronische Weniger-Erfolg einigermaßen mysteriös. Denn Vor- und Nachteile der beiden Ketten halten sich die Waage. Zum Beispiel das Ketchup. Bei Burger King gibts das einzig mögliche Ketchup, Heinz Ketchup, in der USA produziert, mit Schiffen über den Atlantik verfrachtet, viel rumgekommen, welterfahren. Allerdings: Die 18 Milliliter Rot sind aus unerklärlichen Gründen auf zwei Beutelchen verteilt. Das heißt doppelte Reißarbeit für die Zähne.
Ähnlich unentschieden die Bewertung des zweiten edlen Naß, der Mayo. Die Kühne-Mayo vom King ist fahlweiß wie eine Häuserfassade, die Kükengelbe vom Mac simuliert Eigelbnatürlichkeit. Dieses Anbiedern an gute, alte Hausmacherqualitäten ist grundverlogen. Jeder echte Anhänger der Fastfoodphilosophie wird die naturbelassene Künstlichkeit der King-Mayo favorisieren. Aber mal ehrlich: Wer ist schon ganz echt? Ein außerordentlich schwieriges Thema darf hier nicht ausgespart werden: Die untere Brothälfte des Burgers. Beim Mac hat sie gummiartige Konsistenz, beim King ist das Brot matschig, wann immer es zu einem unmittelbaren Kontakt zwischen Brot und Fleisch kommt und kein Käse als Abdichtungschicht zwischengelagert ist. Ein Phänomen, zu dem es sehr unterschiedliche Meinungen gibt: „Man spürt wenigstens, daß es sich mal um saftiges Fleisch gehandelt haben muß.“„Die Semmel müßte geschmacksneutral imprägniert werden.“„Der vom King liegt doch gleich viel besser in der Hand – mit dem flauschigen Boden. Fällt bezeichnenderweise auch weniger runter beim Abbeißen.“Und das, obwohl auf den Whopperlingen mehr Salatiges drauf ist. So läßt sich das Floppen des Kings also nicht deuten – es sei denn als Symbol für die Irrationalismen der Marktwirtschaft. Materialismus hin oder her.
bk
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