: Zur Abwechslung Sozialreportagen
betr.: „Populismus ist Mist“, Kommentar von Ralph Bollmann, taz vom 5. 4. 04
Wirklich interessant, die Protestierenden nehmen nach Herrn Bollmann die unangenehmen Tatsachen nicht zur Kenntnis und nähren sich an der wohligen Illusion, alles beim Alten zu lassen. Sie wollen sich einfach nicht ändern und am Bestehenden festhalten. Wie gut, dass wir Journalisten haben, die uns die Tatsachen täglich erklären können und sich damit um das Gemeinwohl verdient machen. Diesen Journalisten sei gesagt:
Die beunruhigenden Tatsachen spüren die Menschen in diesem Lande mittlerweile täglich, mitunter sehr schmerzlich, bei ihrer Lohnabrechnung, in ihrem Arbeitsverhältnis, beim Sozial- oder Arbeitsamt, beim Arzt oder Apotheker usw. Der Leistungs- und Arbeitsdruck hat sich in den letzten Jahren enorm erhöht, bei Löhnen und Gehältern verhält es sich gerade umgekehrt. Die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Zuschlägen, Urlaub, Zwang zu unbezahlten Überstunden usw., die Liste wird immer länger, ist heute Thema der meisten Betriebsversammlungen, bedroht viele in ihrer Existenz. All das könnten Journalisten wissen, wenn sie sich denn mit den real existierenden Lebensbedingungen der Menschen dieses Landes beschäftigen würden, statt immer nur die Lehrmeinungen interessengeleiteter Wirtschaftswissenschaftler zu propagieren.
Sozialreportagen würde ich zur Abwechslung den Journalisten empfehlen, statt den in allen Zeitungen und Talkshows immergleichen Tenor wiederzukäuen. Die Menschen, im Gegensatz zur etablierten taz, spüren mittlerweile sehr wohl, wer in diesem Lande verliert und wer nicht. WOLFGANG WEBER, Hilchenbach