Zum Tod des Maharishi Mahesh Yogi: Beatles-Guru gestorben
Er brachte den Beatles das Meditieren bei und Ringo dazu, Baked Beans nach Indien zu schmuggeln: Der Maharishi Yogi, Erfinder der Transzendentalen Meditation, ist tot.
Wer den Namen Maharishi Mahesh Yogi hört, kommt nicht umhin, an John, Paul, George und Ringo zu denken. Denn die Beatles waren es, die den Guru im Jahr 1967 einer Weltöffentlichkeit bekannt machten - und mit ihm seine Bewegung, die Transzendentale Meditation. Jetzt ist der indische Yogi gestorben und hinterlässt eine illustre Schar von Anhängern, sowie etliche Anekdoten in der Welt des Pop.
Die Angaben über das Geburtsjahr des Maharishi Yogi sind widersprüchlich. Während indische Quellen von 1911 sprechen, wurde Mahesh Prasad Varma, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, laut Brockhaus am 12. Januar 1918 geboren. Auch sein Lebenslauf ist in den Anfängen ein wenig undurchsichtig. Es heißt, dass der Maharishi Philosophie, Mathematik und Physik an einer indischen Universität studierte und Schüler des Guru Swami Brahmananda wurde. Als dieser 1952 starb, setzte der Maharishi sein Wirken fort.
Ende der 50er Jahre gründete er eine eigene geistige Bewegung, die "allen Menschen in jeder Generation Erfüllung in allen Schichten des Lebens geben sollte". Seine Lösung: die Transzendentale Meditation (TM). Nach seiner Überzeugung würden Gewalttaten wie Kriege oder soziale und politische Konflikte minimiert, wenn sich täglich rund sechs Millionen Menschen zwei mal täglich einer 20-minütigen Meditationsübung hingäben. Mit dieser Idee schlug der Maharishi gegen Ende der sechziger Jahre bei den Hippies und Bohemiens ein, wie eine Lastwagenladung LSD.
So auch bei den Beatles: Nach ihrer letzten Welttournee 1966, völlig entnervt von den bizarren Ausmaßen ihres Ruhms und auf der Suche nach neuen Impulsen, nahmen die vier auf Initiative von Georges Frau Patti an einem Einführungsworkshop des Maharishi Yogi in London teil. Ebenfalls mit dabei: Mick Jagger und seine damalige Freundin Marianne Faithfull. Überrascht vom plötzlichen Tod des Beatles-Managers, Brian Epstein, unterbrach die Gruppe den Kurs - um ein halbes Jahr darauf erneut bei dem Yogi in die Lehre zu gehen.
In der "Academy of Meditation" im indischen Rishikesh am Fuße des Himalaya waren die Beatles im Sommer 1967 nicht die einzigen prominenten Zöglinge des Maharishi. Mia Farrow, die kurz zuvor in Roman Polanskis Horror-Thriller "Rosemary's Baby" spielte, meditierte, um die Trennung von Ehemann Frank Sinatra zu verdauen. Auch Mike Love von den Beach Boys war auf der Suche nach Erfüllung, ebenso der schottische Folk-Sänger Donovan.
Ringo Starr, allerdings, hielt es im indischen Ashram des Maharishi nur knappe zwei Wochen aus. Vegetarisch leben und den Tag mit Gesang und Meditation verbringen war offensichtlich nichts für den sich eher bodenständigen gebenden Beatles-Schlagzeuger. Zwar hatte er angeblich dosenweise Baked Beans und Schinken im Gepäck, doch er reiste trotzdem Anfang März 1967 zurück nach London. John Lennon und George Harrison verbrachten dagegen ganze drei Monate in Indien.
In einer Beatles-Dokumentation erzählt Lennon, wie der Maharishi eines Tages einen Rundlug mit seinem Helikopter gemacht habe. Einen seiner Schüler habe er mitnehmen können. Lennon wollte unbedingt - und durfte mitfliegen. "Ich habe gehofft, er sagt mir, was die Antwort ist!", gesteht er seinen Bandkollegen später. Doch der Maharishi sagte - nichts.
Einen möglichen Nachfolger de Maharishi Mahesh Yogi könnte es auch bereits geben: Ein späterer, aber ebenfalls prominenter und äußerst umtriebiger Anhänger der Transzendentalen Meditation ist David Lynch. Der Regisseur begann 1973 mit der Meditationstechnik und weigert sich in Interviews bisweilen, über seine Filme zu sprechen. Er hält lieber Vorträge über die Vorzüge der Meditation. Kürzlich bereiste er die Welt, um Regierungschefs von Sarkozy bis Gusenbauer von der Grundsteinlegung für TM-Zentren zu überzeugen. Bisher mit mäßigem Erfolg.
Was bleibt, ist Musik. Vielleicht war Lennon sauer über "no answer", denn er widmte dem Maharishi einen bitteren Song auf dem "White Album": Sexy Sadie what have you done / You made a fool of everyone /Sexy Sadie ooh what have you done / Sexy Sadie you broke the rules /You layed it down for all to see / Sexy Sadie what have you done
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