Zum Auftakt der Ökomesse BioFach: Schutz vor Gentechnik gefordert
Ökoverbände fordern von Landwirtschaftsministerin Aigner Taten beim Thema Genmais. Branche blickt trotz Wirtschaftskrise verhalten optimistisch in die Zukunft.
![](https://taz.de/picture/361177/14/saatenpiraten_b.jpg)
Zum Auftakt der weltgrößten Ökomesse BioFach mobilisiert die Branche gegen das, was sie als eine der größten Bedrohungen für ihren Erfolg ausmacht: Bioland und Naturland, die größten Bioverbände Deutschlands, forderten Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) am Donnerstag in Nürnberg auf, nicht nur mit Worten, sondern mit Taten gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft vorzugehen. Die Verbände befürchten, dass gentechnisch veränderte Pflanzen Biofelder verunreinigen. Gentechnik ist in der Biolandwirtschaft verboten.
Einen ersten Schritt auf die Ökobranche zu tat Aigner, indem sie noch einmal ankündigte, ein Anbauverbot für gentechnisch veränderten Mais in Deutschland zu prüfen. Dabei geht es um die Sorte MON 810 des US-Herstellers Monsanto, die ein Gift gegen einen Schädling produziert. Der Konzern hatte die Zulassung nur unter der Bedingung erhalten, dass er zum Beispiel die Auswirkungen auf die Natur genau überwacht.
"Wenn die Auflagen nicht eingehalten wurden, werde ich handeln und die Zulassung zurückziehen", sagte Aigner zur Freude der Biogemeinschaft. Ihr Ministerium kündigte an, sie werde noch vor der Aussaat in diesem Jahr etwa Ende April bis Anfang Mai entscheiden. Der Mais ist die einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die in Deutschland kommerziell angebaut werden darf.
"Es freut uns, dass Sie kritisch an MON 810 herangehen wollen", sagte Biolandchef Thomas Dosch der Ministerin. Aber er vermisst bisher Konsequenzen. Unter Beweis stellen könnte Aigner ihre Haltung am 2. März. Denn dann entscheiden die EU-Staaten, ob Österreich und Ungarn ihr Anbauverbot für MON 810 aufheben müssen. Ein paar Wochen später steht das Verbot in Frankreich und Griechenland auf dem Prüfstand. Dosch: "Frau Aigner muss gegen die Aufhebung stimmen."
Viel Hoffnung, dass Aigner einlenkt, hat Dosch offenbar nicht. "Sie sagt, sie ist auf unserer Seite, aber das Kanzleramt wird ihr eine Enthaltung aufdrücken Anfang März. Das ist ein abgekartetes Spiel", sagte er der taz. Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) stellte sich schon öffentlich gegen Aigners neue Gentechnikkritik. Die Erforschung und Anwendung einer sicheren Gentechnik der Landwirtschaft dürfe "nicht dämonisiert" werden, lässt Schavan mitteilen.
Auch Aigners Plan, Fehler bei der Überwachung des Monsanto-Mais in Deutschland zu suchen, stieß auf der Biofach auf Kritik. "Ich glaube, dass das der falsche Ansatz ist", sagte die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, der taz. Kein Experte glaube an einen Erfolg. "Zumal Monsanto sofort mit 20 Anwälten auf den Plan treten und nachbessern wird." Der Konzern würde die Überwachung ändern, sodass Aigner die Zulassung immer noch nicht zurückziehen könne. Stattdessen empfahl Künast, mit Studien den Schaden zu beweisen, den der Mais anrichtet, und auf dieser Grundlage gegen Monsanto vorzugehen.
Bei der BioFach und der angeschlossenen Kosmetikmesse Vivaness zeigen rund 2.720 Aussteller bis zum Sonntag Neues vom Biomarkt. Schwerpunkte sind diesmal neben Lebensmitteln auch Ökokleidung und fair gehandelte Produkte. Die Branche blickt trotz der Rezession verhalten optimistisch in die Zukunft. "Auch für 2009 erwarten wir eine positive Entwicklung, wenngleich wir von einem entschleunigten Wachstum ausgehen", erklärte der Branchenverband BNN Herstellung und Handel.
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