■ Zum Abschuß exilkubanischer Zivilmaschinen: Verlorene Bodenhaftung
Der Abschuß zweier ziviler Privatmaschinen der exilkubanischen Organisation „Brüder zur Rettung“ ist durch nichts zu rechtfertigen – selbst wenn sie beladen mit antikommunistischen Flugblättern in kubanischem Luftraum unterwegs gewesen sein sollten.
Natürlich gehört es zur Strategie der exilkubanischen Hardliner-Gruppe, gerade in US-amerikanischen Wahlkampfzeiten Skandale zu provozieren, die der Forderung nach einer Verschärfung des Embargos Auftrieb geben.
Nichts ist diesen Gruppen lieber als die Rückkehr zur alten strikten Konfrontationspolitik, die jegliche Öffnung gegenüber einem Kuba mit Fidel Castro an der Spitze ausschließt. Dennoch ist unwahrscheinlich, daß es sich bei der Aktion vom Samstag, was auch immer die Mission der drei Cessna-Maschinen tatsächlich war, um einen Kamikaze-Flug gehandelt hat. Konnten doch die Piloten davon ausgehen, wie bei bisherigen Flügen zwar gewarnt, dann aber in Ruhe gelassen zu werden.
So wäre falsch, zu behaupten, Fidel Castro sei in eine Falle getappt. Warum aber haben Kubas Militärs jetzt derart überzogen reagiert? Hatte sich doch Fidel Castro in den letzten Jahren als Pragmatiker gezeigt, der durchaus in der Lage war, als ideologischer Hochtöner vors Volk und als gewitzter Geschäftsmann vor die internationale Finanzwelt zu treten. Die mit sozialistischer Rhetorik gewürzte teilweise Wiedereinführung kapitalistischen Wirtschaftens verhöhnte zwar die eigene Bevölkerung – doch die ökonomischen Daten im krisengeschüttelten Kuba wiesen erstmals aufwärts. Seit der Flüchtlingskrise im August 1994 wurden wirtschaftliche Reformen eingeleitet, Fidel traf sich mit den moderateren Kreisen des Exils und schien auf eine vorsichtige Annäherung an die USA zu setzen. Nur nach innen, wie beim Vorbild China, blieb die politische Öffnung aus – die Verhaftung zahlreicher Oppositioneller in der vergangenen Woche belegte das erneut.
Der Abschuß der Cessna-Maschinen aber bricht aus dieser Logik aus. Da hätte sich Castro zurücklehnen und die Ermittlungsverfahren in den USA gegen die Piloten abwarten können, hätte seinerseits vor internationale Gremien treten und die international immer stärker isolierte US-Politik verurteilen lassen können – nichts dergleichen. Politisch völlig unverständlich riskiert Castro die wenigen neu gewonnenen Spielräume auf internationaler Ebene. Die Luft-Luft- Raketen vom Samstag zeigen: Der alte Castro hat die politische Bodenhaftung verloren. Bernd Pickert
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