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Archiv-Artikel

Zugabe von Gilberto Gil

Gilberto Gil: 12. Juni, 18 Uhr, vor dem Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10

In den späten 60ern wurde Gilberto Gil zu einem der Anführer der brasilianischen Tropicalismo-Bewegung, die Bossa Nova mit internationaler Rock- und Popmusik verband und sich zudem kritisch über Brasiliens Regierung äußerte. 1970 wurde er dafür von der Militärregierung des Landes verwiesen. Zwei Jahre später kehrte Gil zurück, machte weiter erfolgreich Musik und engagierte sich politisch, bis er 2003 unter dem linken Präsidenten Lula da Silva zum Kulturminister ernannt wurde.

Erst vor drei Wochen hat Gilberto Gil mit einem Konzert den Copa da Cultura im Haus der Kulturen der Welt eröffnet. Für die 500 Freikarten standen die Menschen stundenlang an – viele konnten die Show lediglich auf einer Leinwand im Foyer verfolgen, wo sich die Stimmung in Grenzen hielt. Anders im Festsaal. Zumindest hat Gil der Abend so begeistert, dass er ein Zusatzkonzert gibt, gemeinsam mit Sandra de Sá und Margareth Menezes. Am Vorabend des WM-Spiels der Brasilianer in Berlin wird die Begeisterung ohnehin umwerfend und die Nachfrage bei freiem Eintritt entsprechend hoch sein.Weshalb für den Auftritt das Wasser aus dem großen Teich vor dem Haus gelassen wurde, um Platz für 8.000 Gäste zu schaffen. So mag man Gil gern applaudieren, der einst über die Aushängeschilder brasilianischer Kultur wie Samba und Karneval sagte: „Die Klischees sind aus unserer Realität entstanden. Ich verteidige sie nicht, aber ich schäme mich auch nicht für sie.“ Was auch für den Fußball gelten dürfte.