: „Zuerst sahen sie aus wie Räuber Hotzenplotz“
■ Ralf König, Comic-Zeichner und Vater des „Kondom des Grauens“ zum Theater im Schlachthof
Zuerst war der Comic: Eines von unzähligen Alben des Berliner Comic-Zeichners Ralf König, das „Kondom des Grauens“. Wie aus dem erfolgreichen Comic-Zeichner der Vater eines Theaterstückes mit 20 lebensgroßen Puppen wurde, das diese Woche die Kesselhalle des Schlachthofs mit Heteros füllt, verriet die Ikone des Schwulencomics bei einem Interview für das Bremer Fanzine Gags & Gore - hier auszugsweise in der taz:
Inwieweit bist du an der Puppeninszenierung vom „Kondom des Grauens“ beteiligt?
Ralf König: Ich habe erstens die Idee gehabt, das zu machen, zweitens habe ich das Drehbuch dazu geschrieben und ich habe das Bühnenbild gemalt.
Mittlerweile steht der Erfolg wohl außer Frage. Konntet ihr das von Beginn an abschätzen, wie es läuft?
Nein, das war von den Kosten her ein absolutes Wagnis. Wir wollten das eigentlich ziemlich klein aufziehen, also nur mit Handpuppen, so Tralala. Aber wir sind schnell darauf gekommen, daß wir es wenn, dann richtig machen müssen. Wir hatten erst Puppenbauer, die uns die Figuren für sehr viel weniger Geld gemacht hätten, die sahen dann aber aus wie der Räuber Hotzenplotz und nicht wie mein Inspektor Mackeroni. Dann haben wir die besten Puppenbauer genommen, die Rang und Namen haben. Und das kostete an reinen Produktionskosten 180.000 DM. Das habe ich mit dem Klaus, dem Regisseur, und mit dem Schmidt-Theater in Hamburg gedrittelt. Ich hatte schlaflose Nächte, denn ich habe noch nie mit soviel Geld gespielt.
Hast du eine engere Beziehung zu den Leuten von der Schmidt-Show und ihrem schwulen Kabarett? Bist du da mal in Hamburg aufgetreten?
Nee! Weiche, Satan.
Wieso?
Weil ich das absolut niveaulos und Scheiße finde. Ich setzte da die gleichen Maßstäbe an, wie bei Shows, die von Heteros gemacht werden. Nur weil das jetzt schwul ist, muß ich das doch nicht gut finden.
Glaubst du, daß dein Puppenstück fernsehtauglich ist?
(lacht) Naja, die Sender sind zuerst immer total interessiert, dann sehen sie sich das an und dann ... hüstel, hüstel... du weißt schon. Das ZDF wollte einmal von der Premiere in Köln berichten, aber die haben nicht mal ein paar Sekunden gefunden, die sie für sendefähig hielten. Ist ja auch klar, wenn 29 mal das Wort „Ficken“ drin vorkommt. Es wird vieleicht einmal einen Kinofilm geben, das ist im Gespräch. Aber eigentlich wollte ich erstmal wieder meine Ruhe haben.
Ist es nicht naheliegend, Comics mit Puppen rüberzubringen?
Finde ich auch, absolut. Ich verstehe nicht, warum das nicht öfter gemacht wurde. Ich kann mir vorstellen, daß ganz andere Sachen umgesetzt werden könnten. Comics von Tardi etwa kämen sicher sehr gut als Puppentheater. Aber da tut sich einfach nichts, an Theater trauen sich die Leute nicht ran.
Inspektor Makkaroni jagt noch bis Samstag im Schlachhof das „Kondom des Grauens“,jeweils ab20.00 Uhr.
Interview: Lars Reppesgaard/Stefan Ernsting
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen