: Zu wenige Indianer
Studiengang Journalistik meldet Bewerbungs-Rekord. Die Folge ist ein Numerus clausus von 1,3
Es sei gar nicht nötig, Journalistik zu studieren, um Journalist zu werden. Mit dieser Begründung hatte Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi im Januar die Schließung des Hautstudiengangs Journalistik vorgeschlagen. Inzwischen ist die Sache vom Tisch. Ein Bewerbungsrekord zum Wintersemester 2003 belegt, dass eine Schließung nicht im Sinne der Abiturienten wäre. So stieg die Zahl der Bewerbungen gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel auf mehr als 400.
„Es gibt Leute, die gehen gleich in die Praxis und werden sehr gut“, sagt der Leiter des Instituts für Journalistik, Siegfried Weischenberg. „Es gibt aber auch viele, für die ist das Studium der richtige Weg.“ Denn auf dem Arbeitsmarkt kämen die Absolventen gut unter. Doch der Nachfragerekord hat auch seine Schattenseite. Von besagten 400 bekommen nur 30 einen Platz. Erfolg hatten nur Bewerber mit Abiturnote 1,3 oder 7 Semestern Wartezeit. Weischenberg: „Ich denke, dass Hamburg im Bereich Medien mehr Studierende ausbilden kann.“ Vergleichbare Städte wie Wien oder Zürich hätten über tausend Studierende.
Doch neue Studienplätze entstehen gegenwärtig nur an der halbprivaten Hamburg Media School, die im November ihren ersten Studiengang „Medienmamanagement“ für Führungskräfte mit 20 Plätzen startet. Man müsse, so Weischenberg, hier langfristig die „Proportionen bedenken“. Sonst gebe es mehr Häuptlinge als Indianer.
Letztere würden an der Uni unter kargen Bedingungen ausgebildet. So habe sein Institut mehr Studierende als das Dortmunder Institut für Journalistik. Doch dort lehrten sechs und hier nur zwei Professoren. Hauptproblem sei, dass sich abgewiesene Bewerber immer wieder einklagen. Dies könnte sich ändern, wenn – wie beantragt – ab Herbst 2004 die Hälfte der Studienplätze über fachspezifische Eignungstest vergeben werde. KAJ