: Zu hoher Preis
(...) Die Schwerhörigenschule ist weder selektiv noch elitär, sondern sie achtet darauf, dass alle Kinder im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten zu ihrem Recht kommen. In den letzten 5 Jahren sind zwei Kinder von der Gehörlosenschule (GHS) zur Schwerhörigenschule gewechselt und 4 Kinder von der Schwerhörigenschule zur Gehörlosenschule. Dies lässt sich wohl kaum mit elitär und selektiv umschreiben.
Die Schwerhörigenschule achtet darauf, dass die ihr anvertrauten Kinder zu einer optimalen Förderung kommen. Und da kann sie durchaus nach einer eingehenden Diagnostik und nach Beratungsgesprächen mit den Eltern zu dem Schluss kommen, dass ein Kind aufgrund von zusätzlichen Problemen außer der Schwerhörigkeit wie z.b. „langsames Lerntempo“ in der GHS besser aufgehoben ist. Das nennen wir verantwortliches pädagogisches Handeln. (...)
Wir Eltern der Schwerhörigenschule wollen, dass die Kinder der Gehörlosenschule so effektiv wie nur möglich gefördert werden. Wir wollen aber auch, dass unsere schwerhörigen Kinder ihre Chance, zur Lautsprachkompetenz geführt zu werden, erhalten, um auf dem immer schwieriger werdenden Arbeits- und Ausbildungsmarkt überhaupt eine Chance zu erhalten.
Deshalb darf es keine gemeinsame Beschulung geben. (...) Für unsere Kinder bedeutet die soziale Integration der gehörlosen Kinder bei schwerhörigen Klassen soziale Desintegration. Der Preis ist uns zu hoch. Viele unserer Eltern tragen sich ernsthaft mit dem Gedanken, ihr Kind im Falle der Zwangsfusion beider Schulen von der Schwerhörigenschule zu nehmen, um es wohnortnah an einer Regelschule zu integrieren.
Der Plan der Schulbehörde löst bei uns Eltern Unruhe und tiefe Besorgnis aus. Es gibt andere Lö-sungsmöglichkeiten. Aber die Schulbehörde weigert sich, diese auch nur zu prüfen. „Dafür habe er keine Zeit“, erklärte der zuständige Oberschulrat. Heidrun Triankowski
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