Kommentar: Zu gutgläubig
■ Rattenfänger von Bremerhaven
Bremerhaven steht das Wasser bis zum Hals – daß in der von Arbeitslosigkeit gebeutelten Stadt etwas geschehen muß, steht außer Frage. Vielleicht ist der Ocean-Park tatsächlich die Lösung. Doch gute Lösungen verlangen kühle Köpfe und davon gibt es in der Seestadt offenbar nicht viele.
Die Angst hat die Verantwortlichen panisch werden lassen. Sie hofieren jeden, der ihnen Arbeitsplätze verspricht. So auch Chermayeff, der daherkam wie der Rattenfänger von Bremerhaven. Jetzt ist es still geworden um den auserkorenen Retter der Seestadt. Private Investoren sind nicht in Sicht – und auch Chermayeff öffnet sein Portemonnaie nicht. Warnzeichen gab es reichlich: Zunächst hieß es, der Park sollte 520 Millionen Mark kosten, dann waren es plötzlich 980 Millionen Mark. Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft warnte schon im August vor hohen Verlusten der Investoren. Doch Bremerhavens Politiker wollten all das nicht hören. Sie wollten an ihre Vision vom Ocean-Park glauben.
Jetzt zeigt sich, daß es keine Investoren gibt. Eine Frage, die schon vorher hätte geklärt werden können – in aller Ruhe und unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Wenn die Verantwortlichen nämlich mit dem Konzept unterm Arm vorab bei verschiedenen Unternehmen angeklopft hätten, um die Chancen auszuloten, anstatt die Geschichte an die große Glocke zu hängen. Kerstin Schneider
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