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Zu Besuch bei der "Jungen Freiheit"Mit Stauffenbergs Degen

Die "Junge Freiheit" fing als neurechte Studentenzeitung an. Heute stolpern bisweilen Politiker über das Berliner Wochenblatt. Ein Besuch in der umstrittensten Redaktion Deutschlands.

Auf der Internetseite gibt es einen Unterpunkt "Blick nach links", der auf den Linksextremismus als "weitgehend vernachlässigte und unterschätzte Gefahr" hinweist. Bild: screenshot junge freiheit

Im Büro von Moritz Schwarz hängt Stauffenbergs Degen. Nur eine Fotografie, aber eine seltene: Ein Fotograf der Jungen Freiheit hat die Hinterlassenschaft des Hitler-Attentäters aufgetrieben. Moritz Schwarz, 37, ist groß, blond, hat blaue Augen und einen durchdringenden Blick. Er möchte mehr erzählen, muss aber noch warten, ob sein Chefredakteur Dieter Stein einverstanden ist. Der schickt die Pressedame: Schwarz habe doch gerade so viel zu tun, der Zeitpunkt sei ungünstig. Im Moment nicht, sagt Schwarz, er warte bloß auf die Autorisierung eines Interviews. Da könne er sich auch unterhalten.

Die rund 20-köpfige Redaktion der Jungen Freiheit sitzt im alten Westen Berlins, nahe dem Fehrbelliner Platz. An dem Jugendstilbau weist kein Schild auf die Zeitung hin, nur auf der goldenen Klingel steht "Junge Freiheit". Die Büroräume sind klinisch sauber, kein Blatt liegt herum. An den Wänden hängen vergilbte Ausgaben der 1986 gegründeten Zeitung. Redakteure sitzen vor ihren Computern, überwiegend jung, alles Männer. Die einzige Redakteurin, eine blonde Finnin, ist zur Zeit im Mutterschutz. Es herrscht angespannte Ruhe.

Willkommen in der Grauzone

Die Junge Freiheit gilt als intellektuelles Sprachrohr der Neuen Rechten und besetzt mit einer geschickten Strategie die Grauzone zwischen Konservatismus und Rechtsradikalismus - und beeinflusst auf ihre diffuse Weise sogar indirekt das politische Geschehen. Zuletzt stürzte der designierte Thüringer Kultusminister Peter Krause über alte Artikel für die rechte Wochenzeitung.

Die Seite Drei, der Platz für die großen Interviews, ist das Aushängeschild der Jungen Freiheit. Die Zeitung schmückt sich mit einer langen Liste namhafter Interviewpartner: Politiker, Historiker und Philosophen, die keineswegs alle aus dem rechten Milieu stammen. Moritz Schwarz verantwortet diese Seite. Seine Interviews erregen Aufsehen - und bringen die Junge Freiheit immer wieder in die Schlagzeilen. Ohne solche Skandale würde sich wohl kaum jemand um die Nischenpublikation kümmern.

Der altlinke Dramatiker Rolf Hochhuth, der mit seinen bizarren Meinungen inzwischen überall hausieren geht, durfte sich hier frei heraus über den Autor David Irving auslassen - einen Publizisten, der den Massenmord an den europäischen Juden bestreitet: "Der Vorwurf, er sei ein Holocaustleugner, ist einfach idiotisch!" Der Redakteur entgegnet mahnend: "Aber Herr Hochhuth, immerhin behauptet Irving, in Auschwitz hätte es keine Gaskammern gegeben." Trotzdem bekommt Hochhuth allen Raum, um für Verständnis für Irving zu werben.

Auch Philipp Freiherr von Boeselager, Mitglied der Verschwörung gegen Hitler, gewährte der Jungen Freiheit eines seiner letzten Interviews. Ebenso der Journalist Michel Friedman. Sogar Charlotte Knobloch, damals Vizepräsidentin im Zentralrat der Juden, ließ sich 2000 von Schwarz über das Verhältnis von "Juden und Nichtjuden" befragen.

Wie schafft es eine ehemalige Studentenzeitung mit rechtsextremen Tendenzen, an solche Gesprächspartner zu kommen?

Einige der Interviewten hatten schlicht keine Ahnung, auf wen sie sich da einließen. Richard Wagners Urenkelin Nike sagte unlängst, sie habe sich 2006 leider nicht genau informiert, bevor sie die per Email gestellte Anfrage beantwortete. Moritz Schwarz bestätigt dieses Phänomen: "Manche verwechseln die Junge Freiheit mit der Jungen Welt" - also mit der ehemaligen FDJ-Zeitung. Andere können mit dem Titel gar nichts anfangen, trauen sich aber nicht nachzufragen, weil sie das für eine Bildungslücke halten. "Wir stellen uns immer korrekt vor", betont Schwarz. Aber natürlich sagt bei der Anfrage auch niemand: "Übrigens, wir sind die umstrittene rechte Zeitung!"

Die Mehrheit jedoch weiß genau, mit wem sie da redet. Berufsprovokateure, die gegen die politische Korrektheit zu Felde ziehen, stoßen bei der Jungen Freiheit auf offene Türen - weil beim Kampf gegen die "politische Korrektheit" der 68er jeder Mitsreiter recht.

Sogar Bazon Brock verspottete in der Jungen Freiheit vor kurzem den "neuen Feminismus" von Charlotte Roche. Auch der israelische Satiriker Ephraim Kishon, den Moritz Schwarz auf der Frankfurter Buchmesse kennenlernte, gab das Interview bewusst: "Ihr niveauvolles Blatt ist nicht radikal, es ist nicht einmal, was man rechts nennt, sonst hätte ich Ihnen kein Interview gegeben." Offenbar gelingt es der Jungen Freiheit immer wieder, rechte Ansichten aus ihren Gesprächspartnern herauszukitzeln. "Der Machtkampf in der Demokratie hat leider niedere Nebenerscheinungen. Wie zum Beispiel den gescheiterten Versuch, Ihre Zeitung zu verbieten oder Ihnen das Konto zu kündigen." Auf das Interview mit Kishon ist Moritz Schwarz besonders stolz: "Eines meiner besten!" Schwarz kam 1999 zur Jungen Freiheit. Vorher war er Praktikant bei der Welt. "Mein Chef hat damals zu mir gesagt, ohne meine politische Anstößigkeit hätte ich durchaus Fuß fassen können." Sogar bei der taz bewarb sich Schwarz aus Neugier; er bekam eine Absage. Bei der Jungen Freiheit konnte er gleich als Redakteur einsteigen. "Dort war die Personaldecke bedenklich dünn." Und hier eckte er auch mit seinen Ansichten nicht mehr an.

Ganz so isoliert, wie man denken könnte, steht die Junge Freiheit in der Presselandschaft nicht da. Eine ehemalige Mitarbeiterin schreibt heute für eine linksliberale Berliner Tageszeitung. Und der einstige Ressortleiter für Innenpolitik ist jetzt Chefredakteur der stramm rechten Deutschen Militärzeitschrift. Interviews gibt dieser auch dem vom Verfassungsschutz beobachteten islamistischen Internetportal "Muslim-Markt". Eine Allianz, die an die Zusammenarbeit von deutschen und arabischen Führern nach 1933 erinnert. Andere Fronten verlaufen heute ganz anders. Zwar waren unter den Praktikanten der Jungen Freiheit stets viele Burschenschaftler.

Doch es gibt auch exotische Kombinationen wie den freien Mitarbeiter, der gleichzeitig einer schlagenden Verbindung angehört und für das Schwulenmagazin dbna - du bist nicht allein schreibt. Oder Bärbel Richter: Sie macht die Öffentlichkeitsarbeit der Jungen Freiheit und schreibt dort über zeitgenössische Kunst. "Die Negation ist, wie das Paradox, bei Bisky programmatisch", lautet ihr wohlwollender Kommentar zu Norbert Bisky, der pinkelnde Jünglinge in Propaganda-Ästhetik malt und Sohn des Linkspartei-Chefs Lothar Bisky ist.

Richter, 38, hat Philosophie studiert und in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen gearbeitet, dem Stasi-Gefängnis. Bis sie ihre heutige Aufgabe fand. "Die unfaire Behandlung der Jungen Freiheit brachte mich zu meinem Engagement für die Zeitung." Das rechte Blatt stilisiert sich in der Opferrolle, als unterdrückte Stimme. So sei das Auto des Chefredakteurs wiederholt mit Steinen beworfen worden.

Auf der Internetseite gibt es einen Unterpunkt "Blick nach links", der auf den Linksextremismus als "weitgehend vernachlässigte und unterschätzte Gefahr" hinweist. Wer linksextreme Strukturen in Universität oder Jugendzentren festgestellt habe, solle sie melden. "Wir greifen den Fall auf und recherchieren weiter."

Die Junge Freiheit hat in den letzten fünfzehn Jahren gelernt, wo die Grenzen verlaufen - was sie sagen darf und was nicht. Letzteres sagen dann andere für sie. So wie der umstrittene Sachbuchautor John Mearsheimer, der in der Jungen Freiheit über den Holocaust als "Kitt der jüdischen Gemeinschaft in den USA" spricht: "Keine Frage, dass die Lobby auch immer wieder den Holocaust in ihre Handlungen und Argumente einbindet."

Oder der norwegische Schriftsteller Jostein Gaarder, dessen Äußerungen über Israel ausführlich zitiert werden: "Als Gottes auserwähltes Volk zu handeln ist nicht nur dumm und arrogant, sondern ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit."

"Was ist schon die Wahrheit?"

Mit eindeutigen Positionen halten sich die Redakteure, anders als zum Beispiel die NPD-Propagandisten, oft zurück: "Was ist schon Wahrheit?", fragt Schwarz: "Es gibt nicht die Wahrheit. Jeder Mensch hat seine Sicht der Dinge. Wenn ich mit anderen spreche, setze ich mich auch mit meiner subjektiven Perspektive auseinander."

Schwarz redet vom Opportunismus der Mehrheit in der Auseinandersetzung mit Rechts. Er prangert an, dass NPD-Mitglieder aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen werden: Ein Schornsteinfeger verliere sein Gebiet, eine Rettungsschwimmerin ihr Ehrenamt, ein Vater sein Waldorflehramt und dessen Kinder ihre Schulplätze. So erklärt die Junge Freiheit politisch Ausgegrenzte zu Märtyrern.

Den typischen Deutschen dagegen umschreibt Schwarz als ewigen Mitläufer: "Der Kampf gegen Rechts verläuft nach den gleichen Prinzipien wie die Massenmobilisierung der Nazis." Man werde allein schon fürs Mitmachen belohnt: "Leichtfertiges Einreihen minimiert die Reflexion." Selbst in der deutschen "Volksgemeinschaft" fühlt sich die Neue Rechte nicht mehr zu Hause.

Zum wiederholten Mal ruft jetzt der Chefredakteur an: Er hat zwar keine Zeit für ein Gespräch, dafür aber genug, um sich Gedanken darüber zu machen, was sein Redakteur so alles erzählt. Jetzt soll Schwarz aber umgehend in sein Büro kommen, wegen des "Leitartikels".

Moritz Schwarz zeigt noch schnell das neueste Buch über Stauffenberg und den 20. Juli, das im Verlag der Jungen Freiheit erschienen ist. "Mit einem Geleitwort der Witwe Stauffenbergs!"

Kein Wunder, dass Schwarz dem Grafen anhängt: Auch er sieht sich als nationalkonservativer Widerstandskämpfer. Doch in seinem Feldzug ist er nicht ganz so allein.

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26 Kommentare

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  • EN
    Elmar Nobis

    Als Abonnent der "Jungen Freiheit" kann ich keinerlei rechtes Gedankengut oder ähnliche Vorwürfe erkennen.

    Die JF ist wahrscheinlich die letzte Zeitung, die Berichte bringt, die unsere linksgefärbte Medienlandschaft verschweigt.

    Eine neutrale Berichterstattung fernab von einseitiger Ideologie, das sind die Berichte der JF.

  • E
    Equilibrium

    Bei all diesen Rechts-Links-Diskussionen regt mich eines auf: diese unglaubliche Heuchelei!

    Wenn die amerikanische Armee Mitte des 19.Jhd. ein Indianerdorf auslöscht, ist das Leid der amerikanischen Urbevökerung weniger wert, als das Leid, das der von den Nazis betriebene Völkermord hervorrief. Ein zweites Ärgernis ist mir die Wertigkeit der Extremismen - aufgrund der Tatsächliche, dass uns ein Rechtsextremes Regime in eine blutige Katastorphe geführt hat, scheinen viel Zeitgenossen zu denken: Rechts ist schlecht, Links ist das Gegenteil von Rechts, also ist Links gut. Doch das ist ein Holzweg. In den 20er Jahren war unsere Gesellschaft auf dem Rechten Auge blind - und nun scheint sie dies auf dem Linken zu sein, wenn man bedenkt, mit welcher Nachsicht die Verbrechen des Kommunismus bewertet werden.

    Aber Demokraten sollten eines gelernt haben: Man kann nicht mit Extremen geben andere Extreme vorgehen! Bündnisse mit Feinden der Freiheit dürfen nicht geschlossen werden, egal ob Rechts- oder Linksaußen.

  • W
    Wütend

    Sagt mal, ist das hier wirklich das Kommentarfeld einer linken Zeitung? Überwiegend Zustimmung, zumindest eine Existenzberechtigung für die JF. Und wieder die Bestätigung: ob links (extrem) oder rechts (extrem) - beide Seiten schenken sich nicht viel und sind darin vereint, die "Mitte" abzulehnen. Dabei heißt es doch so schön: "Die Wahrheit liegt meist in der Mitte!". Aber "Mitte" ist wohl zu soft, oder?

  • S
    schtief

    Verstehe ich jetzt was nicht, oder hat sich die taz so aufgeregt, dass die Piratenpartei ein Interview der JF gegeben hat?

     

    Jehova Jehova mit denen spricht man nicht, schriebt ihr.

     

    Und nun finde ich hier einen Artikel indem ihr von einem Besuch bei der JF berichtet?

     

    Ihr habt die sicher sogar angefasst oder?

     

    Jehova Jehova

  • D
    Demokrat

    Die Shoa war nicht bloß eine Verletzung der Menschenrechte, sondern ein Völkermord, der in der Weltgeschichte seines Gleichen sucht! Das Geschehene ist mit nichts zu vergleichen, was andere Länder an Menschenrechtsverletzungen begangen haben! Die Darstellung von Elisabeth ist meiner Meinung nach einfach nur plump und in keinster Weise haltbar! 6 Mio ermordete Juden, hunderttausende getötete Anhänger von Minderheiten und ein von Deutschland begonnener 2. Weltkrieg mit insgesamt 60 Mio Toten ist nicht einfach nur "eine Verletzung der Menschenrechte!"

  • JH
    Johannes Hasel

    Kannte die JF noch nicht. Ist wohl eine Bildungslücke. Werde mich gleich mal abonnieren.

  • E
    Elisabeth

    JF = Super !

    Aufgrung unserer Handlungen im 2. Weltkrieg wird jede auch noch so kleine Abweichung nach rechts geächtet. In anderen Ländern (USA,Frankreich,...) gelten solche Leute als Patrioten! Ich weigere mich auf meinen Nationalstolz und politisch nationale Sichtweise zu verzichten, nur weil wir Deutsche vor über einem halben Jahrhundert Menschenrechte verletzt haben. Jedes Land hat Menschenrechte verletzt! USA mit Sklavenhandel und der Rassentrennung bis 1960, Spanien mit den Ureinwohnern Amerikas, Italien mit Äthiopien, Schweden, Engländer, Chinesen, Franzosen,... alle haben sich in irgendeiner Weise schuldig gemacht.

    Es ist ja nicht so als würde die JF rechtsextreme Äußerungen wie "Ausländer raus!" propagandieren. Ein gesundes Maß an rechts und links dient dem Wohl einer jeden Gesellschaft!!

     

    Ich bin ein Fan von Moritz Schwarz! Seine Artikel sind geistreich, objektiv und auf den Punkt gebracht -dazu kommt, dass er auch noch verdammt gut aussieht ;) -und er ist single!

  • SD
    Sebastian Deffner

    Gottlob gibt es die JF und gottlob erkennen immer mehr Demokraten ihren großen Wert. Entscheidend sind sicherlich nicht die blonden Haare der Redakteure, sondern der Mut, auch unangenehme Wahrheiten zu thematisieren. Mut zur Wahrheit! Die JF wächst und wird immer mehr Menschen erreichen, die die Mauer der heutigen Denkverbote durchbrechen wollen. Die Freiheit ist auch in Deutschland bedroht, durch Anpassung und Passivität. Der Kreis derer, die da nicht mehr mitmachen wollen wird größer. Gottlob...

  • DD
    Der Dicke

    Der Hass gegen die JF ist wohl dorthin zu deuten, dass man mit der objektiven Berichterstattung selbst arge Probleme hat. Wer unliebsame Meinungen vertritt, die der political correctness widersprechen, wird als rechts(-extrem) bezeichnet, um ihn für den Leser, der sich nur ab und zu über politische, kulturelle Themen oder nur den "Urlaub" informiert, sofor als unmöglichen, verachtungswürdigen Verein abzutun. Taz un co. sind nichts weiteres als Mittel, die gewollte, gefilterte und für korrekt Erkläte Politik an des Menschens Ohr kommen zu lassen. Einfach gesprochen: Für dumm verkauft!

  • S
    Schwarzwald

    Ich bin generell für Meinungsfreiheit. Warum dürfen wir von den Politikern (SPD,CDU) belogen und betrogen werden, aber andere dürfen ihre Meinung nicht sagen? Will man heute wissen, was wirklich Sache ist - z.B. bzg. Inhalte des Lissabon-Vertrages- findet man entweder bei den Linken oder bei den Rechten eine Antwort. Damit das klar ist: ich will weder ein Deutschland in den Grenzen von 1937 noch einen Sozialismus nach kubanischem Vorbild. Aber das traurige ist doch, dass man sich immer rückversichern muss, ob es nun so ist wie den Massenmedien berichtet oder nicht. Und am unzuverlässigsten ist oft die Berichterstattung in den "normalen" Medien. Man denke nur an den Kosovo-Einsatz, da wurden wir doch nur angelogen. Deswegen ist es gut, dass auch eine JF publizieren darf.

  • AB
    Arne Brombach

    @Stefan Kubon:

     

    Deine Interpretation Stauffenbergs ist natürlich der Brüller!

     

    Ich dachte, jetzt käme das Argument: Stauffenberg war ein Nationalkonservativer und Mitglied des antidemokratisch-elitären George-Kreises, also ist auch die Jf, wenn sie sich auf Stauffenberg beruft, antidemokratisch. Diese Argumentation hätte ja noch was.

     

    Aber Stauffenberg nun zu unterstellen, er habe sich für "humanistische Werte" einsetzen wollen, ist wirklich ein Brüller. Lies mal ein Geschichtsbuch - irgendeines - zum Thema Stauffenberg, dann bist Du sicher besser informiert.

     

    Nein, obwohl solche Vergleiche über ein halbes Jahrhundert hinweg ja immer hinken, würde ich durchaus zustimmen: Stauffenbergs Ethos, seine Ideale, seine nationale und christliche Wertegrundierung ist dem sehr nahe, was die Jf heute im großen und ganzen so schreibt. Ausnahmen gibt es natürlich immer.

     

    Daß unsere Politiker alle Jahre wieder zum 20.7. einen Kranz abwerfen, ist natürlich ein Witz. Ein System wie das unsrige hat Stauffenberg ja nun gerade nicht gewollt. Aber die Politische Klasse kann es natürlich nicht zulassen, daß die Weltanschuung des Mannes, der maßgeblich den Widerstand gegen den Ns verkörpert, allzusehr ins Bewußtsein der Massen rückt.

     

    Die Jf gibt übrigens alle Nase lang Sonderbeilagen und Samelbände zu Stauffenberg heraus. Die sind wirklich lesenswert.

  • AD
    Andy Dote

    @ Stefan Kubon

     

    Wenn Sie an der Jf nur den Aspekt einer gewünschten Reduzierung der Rechte ausländischer Menschen wahrnehmen, ist das Ausdruck einer äußerst selektiven Wahrnehmung und damit einer verbreiterungsfähigen Sicht.

  • KA
    Kartsen Adenauer

    Blonde Redakteure im sehr sauberen Büro! Das ist Bildzeitungs-Niveau!

  • SK
    Stefan Kubon

    Danke für den interessanten Artikel!

     

    Dass die "Junge Freiheit" bzw. ein Herr

    Moritz Schwarz viel mit der politischen Ausrichtung eines Herrn Stauffenberg gemein haben soll, sehe ich freilich nicht.

    Stauffenberg setzte sich als Widerstandskämpfer vor dem Hintergrund einer weitgehend entmenschlichten Gesellschaft für humanistische Werte ein. Hingegen bemüht sich die "Junge Freiheit" vor dem Hintergrund einer relativ humanen Gesellschaft vor allem darum, Rechte von Menschen ausländischer Herkunft einzuschränken.

    Angesichts dieser Auffälligkeiten stelle man sich einen Menschen wie Stauffenberg in der heutigen Zeit vor: Er würde sich wohl kaum mit einer Zeitung wie der "Jungen Freiheit" gemeinmachen. Letztlich missbraucht die "Junge Freiheit" den Menschen Stauffenberg nur als Trojanisches Pferd, um ihre menschenfeindlichen Vorstellungen effektiver in die Gesellschaft einbringen zu können. Aber vielleicht ist sie sich dessen ja nicht einmal bewusst. Wie sagt der im Jahr 1999 in die Redaktion der "Jungen Freiheit" eingetretene Moritz Schwarz doch so passend:

    "Leichtfertiges Einreihen minimiert die Reflexion."

    Aber ganz ohne Polemik kann ich Herrn Schwarz durchaus zustimmen, wenn er sagt, dass es nicht eine einzige Wahrheit gibt, da jeder Mensch seine

    eigene Sicht auf die Dinge hat.

     

    Stefan Kubon

  • A
    Achwas

    @Götz A. Primke:

     

    Die Jf ist keine Rechte taz sie ist eine rechte Jw.

     

    Beide lassen Verfassungsfeinde nicht nur zu Wort kommen (das machen andere auch und ist audrücklich nicht verwerflich), sondern bieten ihnen eine ausgiebige Plattform und lassen durch ihre redaktionellen Beiträge die Richtigkeit einer verkommenen demokratischen Welt suggerieren.

     

    Die Welt ist am rechten Rand eher, was am linken die taz darstellt. Nur ist der rechte (rechte Cdu) Springer-Konzern ein "bisschen" mächtiger. In der Mitte finden wir dann Zeitungen wie die Faz (eher Cdu/Fdp/rechte Spd) und Süddeutsche Zeitung / Die Zeit (eher Spd/rechte Grüne). Und dann eben Jf (Reps, rechte Freikorps, "linke" Npd, ganz rechte Cduler) und Jw (Die Linke, Kpd).

  • AV
    Albert von Königsloew

    Na, wenigstens berichtet die taz über die Junge Freiheit und läßt ihre Redakteure nicht wieder prügelnd über Jf-Mitarbeiter herfallen, wie noch 2006 beim Zwischenfall auf der Kochstrasse.

     

    Das ist doch schon ein diskursiver Fortschritt. Nun wäre etwas Ausgewogenheit und faire Betrachtungsweise wohl zuviel verlangt. Aber auch das kann ja noch kommmen.

     

    Scheinbar ist die taz auch lernfähig.

  • A
    Alf

    Bernd Wagner hat es auf den Punkt gebracht. Ich bin seit Jahren Abonnent sowohl der taz als auch der JF und muss sagen, dass die JF der taz mittlerweile in punkto Pluralität, Unangepasstheit, erfrischende Gedanken und der Bereitschaft, auch mit sich selbst ins Gericht zu gehen, um Längen voraus ist.

    Wenn es nun die taz tatsächlich für erwähnenswert hält, dass bei der JF "die Büroräume klinisch sauber" und sowohl Moritz Schwarz als auch eine Redakteurin "blond" sind, sagt das ja auch einiges ...

  • P
    PotzBlitz

    Dieser Aufsatz ist ein prototypisches Beispiel dafür, wie links von der Mitte elementar-demokratische Begriffe umgedeutet werden.

     

    Merkt Euch ein für alle Mal: ein Konto zu löschen hat in unserer digitalisierten Gesellschaft die gleiche existenz-vernichtende Wirkung wie ein Wohnhaus in Brand zu stecken (vgl. Solingen!) oder eine Druckerei (vgl. Weimar) (vulgo: praktizierte Meinungsfreiheit) zu zerstören.

     

    Wenn das Privatauto des Chefredakteurs einer Zeitung für Politik und Kultur abgefackelt wird, ist das nicht Ausdruck "politischer" Ausgrenzung, sondern extremistisch motivierte Gewalt gegen Sachen, die auch Körperverletzung billigend in Kauf nimmt.

     

    taz-Autorin Lydia Harder geht es ähnlich wie Mathias Brodkorb (SPD): sie sucht den "Teufel" (vgl. Klonovsky) - und findet, selbst bei näherem Hingucken, nichts als durchweg sympathische, wenn auch blonde [sic!] Menschen/Männer, die außerdem eine charakterfest-unumstößliche Auffassung von Objektivität haben, die subjektiv-menschliche Regungen ganz bewusst nicht ausklammert.

     

    So bleibt ihr, ebenso wie Brodkorb, jener tragischen Existenz, nur der unappetitliche Tritt unter die Gürtelinie, die unkritische, d.h weder intellektuell noch rational hinterfragte Kolportage des seit Jahren schon hinfällig Gewordenen, die "Insinuation" (eine Erkenntnis Brodkorbs in einem seiner realitätsnäheren Momente ...), der Verweis auf längst für verfassungswidrig erkannte Klassenbucheinträge durch die Kollegen der Beobachter Ramelows, die Bemühung der hundertfach wiederholten, aber niemals glaubhaft begründeten Schöpfung Gessenharters einer angeblichen "Scharnierfunktion" der JF, um ihren Text bei ihrer voreingenommenen taz-Klientel überhaupt unterbringen zu können.

     

    Und weil bei dieser Art des interessegeleiteten "Journalismus'", ebenso wie bei Braun/Vogts Skandalbuch die Befunde bereits im voraus festgelegt sind, stimmen noch nicht einmal die in der "Infobox" mitgeteilten "Fakten":

     

    Tatsächlich wurde die JF im Jahr 1986 gegründet(nicht: 1969). Das Erscheinen als Wochenzeitung erfolgte in Wahrheit erst 1994 (nicht: 1993).

     

    Und die in Bezug auf die JF gerne zitierten Konservativen "Revolutionäre" der Weimarer Zeit, die angeblich den Untergang des Demokratie befördert hätten und als Steigbügelhalter des Dritten Reiches gedient haben sollen, waren in Wahrheit eine zahlenmäßig bedeutungslose Erscheinung heterogener, untereinander durchaus zerstrittener, sich eifersüchtig beäugender und zugleich elitär gerierender Mini-Zirkel, die auf den Lauf der Welt - bei realistsicher Betrachtung - überhaupt keinen Einfluss hatten.

     

    "Investigativer" oder gar, haha, "kritischer" Journalismus sieht anders aus.

     

    Hätte die taz seinerzeit doch bloß das Jobangebot von Moritz Schwarz angenommen: sie stünde - was das Reporter- bzw. Interviewressort angeht - heute nicht so jämmerlich da.

  • RS
    Rainer Sonntag

    Es ist befremdlich, ausgerechnet in der taz etwas über einen "Besuch" bei der "jungen freiheit" zu finden.

    Wesentlich mehr Abstand zu diesem Blatt halte ich für angebracht.

  • IN
    Ihr Name Alfred von Huelst

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Warum verschweigen Sie, dass vor kurzem auch der ehemalige Chef des Nationalen Sicherheitsrates,

    Uzi Dajan,der JF ein Interview gegeben hat?

    Glauben Sie denn wirklich, dass auch er nicht wusste,was er tat ?

  • BW
    Bernd Wagner

    Es gibt auch einen Unterschied zwischen taz und JF: Die taz ist inzwischen eine Zeitung, die ein saturiertes Berliner Establishment repräsentiert - die JF hat dagegen noch nonkonformen Charakter, der das Establishment kritisiert.

  • GA
    Götz A. Primke

    Moin,

    jede Woche eine konservative Revolution! Die JF war, ist und bleibt eine rechte taz. Und so wie unser Land die taz braucht, braucht es auch die JF. Beide Zeitungen sind ein sinnvolles, notwendiges Korrektiv der Medienlandschaft.

     

    Wer beide Zeitungen parallel liest, hat ein umfassendes Bild darueber, was hier alles nicht so glatt laeuft. Und in den sonstigen Medien verschwiegen wird.

     

    Ich freue mich, wenn die taz-Redaktion jetzt auch einen JF-Redakteur zum Besuch einlaedt.

    Herzlichst,

    GAP

  • AZ
    anke zoeckel

    Sehen wir die Sache doch mal positiv: Ohne Moritz Schwarz (der Mann konnte vermutlich gar nicht anders - er musste Konservativer werden) hätte die Welt nie erfahren, was ihre Helden so denken. Sie bräuchte sich also gar keine Gedanken zu machen darüber. Und wie war das noch mit den Gedanken? Sie sind der Beginn jeder Veränderung. Ultrakonservativ? Nun ja.

  • BD
    Bernd das Brot

    Um der Wahrheit den Vorzug zu geben, gewisse in letzter Zeit der Medien-Hetze zum Opfer gefallene Politiker stolpern wohl weniger über die JF als vielmehr über "Zeitungen" wie die TAZ, die angebliche rechtsextremistische Verfehlung ausgraben.

     

    Besitzt die TAZ eigentlich auch eine bedenkliche Schanierfunktion zwischen demokratischem Sozialismus und gewaltbereitem Linksextremismus ?

  • AD
    Andy Dote

    Wenn es sich bei den Redakteuren der JF in keinerlei Hinsicht um "Märtyrer" handelt, was der Autor ja unterschwellig zu suggerieren sucht (siehe nicht zuletzt den finalen Stauffenberg/Schwarz-Vergleich), weshalb handelt es sich dann ausweislich der Einleitung um einen Besuch *in der umstrittensten Redaktion Deutschlands*? Oder wieso "stolpern" - ebenfalls bereits dem Einleitungstext zu entnehmen - Politiker über das Berliner Wochenblatt, und zwar unabhängig davon , was sie dort eigentlich geschrieben haben?

  • BW
    Bernd Wagner

    Am Eingang des Bürogebäudes der JF hängt ein Schild in der selben Grösse wie das der anderen Firmen, die dort Räume haben. Es wird also keine Geheimniskrämerei betrieben, wie von der "taz" suggeriert.