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Archiv-Artikel

vorlauf Zornige Kommissarinnen

„Das Duo: Stiller Tod“ (Sa., 20.15 Uhr, ZDF)

Wie eine Puppe liegt sie da, die siebenjährige Caroline. Auf den Rücken gebettet, die Hände brav auf dem Bauch gefaltet, das blonde Haar fließt über den Sand der Kiesgrube. Wäre da nicht das Blut an ihrer Schläfe, man meinte, in eine „Bullerbü“-Verfilmung gezappt zu haben. Aber Caroline Götz ist tot, ermordet in dem niedersächsischen Dorf Sandesneben.

Für Morde in Niedersachsen ist beim ZDF seit einem Jahr „Das Duo“ zuständig. Und angesichts der Tatsache, dass sie für klärende Gespräche immerhin zwölf Monate Zeit hatten, zicken sich die beiden Kommissarinnen Lizzy Krüger (Ann-Kathrin Kramer) und Marion Ahrens (Charlotte Schwab) noch immer nach Kräften an. Wenn Krüger freundlich Arbeitsaufträge an die Kollegen verteilt, neigt Ahrens eher zum Kasernenhofton. Und während Krüger ruhig die Ermittlungen aufnimmt und Zeugen befragt, begleitet Ahrens die Leiche des ermordeten Kindes bis in die Pathologie, wo sie sich beim Klang der aufheulenden Schädelsäge übergibt.

Im Verlauf des Films wird der Zuschauer erfahren, was er sich längst gedacht hat: Die zornige Kommissarin hatte auch mal ein Kind, gestorben bei einem Fahrradunfall, Täter flüchtig. Damit sind die küchenpsychologischen Weichen gestellt: seelische Verhärtung einer durchaus empfindsamen Frau kippt in den unbedingten Wunsch nach Rache für alle getöteten Kinder, personifiziert in Caroline.

Schnell ist der Hausmeister der Sandesnebener Grundschule als potenzieller Täter ausgemacht: ein vorbestrafter Mädchenmörder, den Kommissarin Ahrens umstandslos in die Zange nimmt, dem sie die Täterschaft mit allen Mitteln nachzuweisen versucht. Das, was sie ihm in ihrer Wut am liebsten antun würde, erledigen derweil die Dorfbewohner: Der Verdächtige wird brutal zusammengeschlagen, sein Haus, sein Auto zerstört. Man möchte gar nicht wissen, wozu dieser Mob noch fähig wäre. Die These, dass Mordkommissarinnen auch Privatmenschen sind, wird dramaturgisch zielgenau eingesetzt. Doch das, was in der Geschichte drinsteckt, das Traurige, Monströse, Endgültige an einem Mord – zumal einem Kind –, wird nur behauptet. Zu spüren ist es nicht. ANJA MAIER