Zomia zieht an den Holstenkamp: Bauis geben nach
Um nicht geräumt zu werden, steuert die Wagenburg Zomia den Ausweichplatz Holstenkamp an. Bezirk Altona sichert Alternativgelände zu.
Das Ringen um die Zukunft des Wilhelmsburger Bauwagenplatzes Zomia hat vorerst ein Ende: Freitagabend stimmte die 15-köpfige Gruppe dem Kompromiss zu, vorübergehend auf den zu kleinen Platz am Holstenkamp in Bahrenfeld zu ziehen.
Für Zomia war das die wohl letzte Chance, der polizeilichen Räumung zu entgehen, die der Chef des Bezirksamts Mitte, Markus Schreiber, angedroht hatte. Das Bezirksamt Altona sagte seinerseits zu, bis Ende Januar unter der Vermittlungen der GAL-Abgeordneten Antje Möller eine geeignete Alternativfläche zu finden.
Zomia musste die Kröte nach einem Politpoker schlucken: Der Altonaer Bezirksamtschef Jürgen Warmke-Rose, der gerade von einem Bezirksamtsleiter-Treffen unter Bezirks-Staatsrat Karl Schwinke zurückkam, machte deutlich, dass der Senat eine Räumung nicht verhindern werde, wenn Zomia nicht sofort umziehe.
Tags zuvor war eine turbulente Bezirksversammlung aus dem Ruder gelaufen, nachdem die rot-grüne Mehrheit ihren Dringlichkeitsantrag zurückgezogen hatte, Zomia einen Platz langfristig zuzusichern und auf dem Areal im Holstenkamp zwischenzuparken. Die Angeordneten waren sauer darüber, dass Zomia den Platz im Hof eines Pflegeheims als für eine längerfristige Nutzung "ungeeignet" abgelehnt und am Mittwoch demonstrativ das Areal an der Schützenstraße in Beschlag genommen hatte. "Wir lassen uns nicht länger auf der Nase herumtanzen", hieß es aus rot-grünen Kreisen.
Eine ungewöhnliche Koalition aus CDU, FDP und Linkspartei hielt dagegen und brachte Altonas GAL-Fraktionschefin Gesche Boehlich dazu, in nächtlichen Gesprächen einen runden Tisch zusammenzutrommeln.
Zomia war bis zuletzt skeptisch. "Wenn uns dann wieder ein Platz angeboten wird, der offensichtlich untauglich ist, sind wir in der Öffentlichkeit die Dummen, die alles ablehnen", sagte ein Zomia-Sprecher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Israel und Hisbollah
Waffenruhe tritt in Kraft