: Zittern an der Hundekehle
■ Nasser Start der 85. Internationalen Deutschen Damen- Tennismeisterschaften im Grunewald/ Turnierzukunft ist gefährdet
Berlin. Sie ist zauberhaft schön im Grunewald gelegen, die Tennisanlage vom LTTC Rot-Weiß. Und gerne kommen die Top-Spielerinnen, allen voran Steffi Graf, zu den Deutschen Damen-Tennismeisterschaften an den Hundekehlesee. Doch die Zukunft des Berliner Turniers ist unsicher: »Der Weltverband hat für ein solch bedeutendes Turnier ab 1994 ein Stadion mit mindestens 7.000 Zuschauerplätzen vorgeschrieben«, erklärte Turnier-Direktor Eberhard Wensky am Montag zu Beginn der 85. Turnier-Auflage. Fieberhaft suchen die Organisatoren nach einem Ausweg, doch an eine Erweiterung an alter Stelle ist nicht zu denken. Der Centre Court ist eingekesselt zwischen der Straße, uralten Bäumen und dem See.
Um das Turnier zu behalten, muß ein neuer Standort her. Offen wird mit der Idee eines »Nationalen Tenniszentrums« nach dem Vorbild von Melbourne und Flushing Meadow geliebäugelt. An der Harbigstraße in der Nähe des Olympiastadions könnte die Anlage entstehen. In der Planung für Olympia 2000 ist das Tenniszentrum eigentlich im Grunewald eingebettet, doch dieses Projekt ist aus Gründen des Umweltschutzes sehr umstritten. »Ein Nationales Tenniszentrum wäre eine ideale Lösung«, findet Turnierchef Wensky. Die entsprechende Infrastruktur dazu ist bereits vorhanden.« Auch in die Olympia-Konzeption würde das Stadion passen, der geplante Olympia-Expreß führt direkt vorbei, das Medienzentrum ist nahe.
Ein aktuelleres Problem ist das Berliner Wetter. Auf dem Center Court am Hundekehlesee durften die Gärtner Äste und Zweige aufklauben, die der Sturm heruntergefetzt hatte. Nur wenige der Spiele am Montag konnten durchgeführt werden, auf den Auftritt von Steffi Graf mußten die frierenden Zuschauer ganz verzichten.
Dafür konnte dem Erstrunden- Aus der ehemals Weltranglisten- Vierten Claudia Kohde-Kilsch beigewohnt werden. Sang- und klanglos schied sie gegen Larissa Sawtschenko-Neiland (Litauen) mit 2:6 und 5:7 bei Temperaturen um die zehn Grad und heftigen Sturmböen aus, darf jedoch im Doppel zusammen mit Anke Huber noch mal probieren, ihr mageres Preisgeld von 1.650 Mark aufzubessern. Auch Steffi Graf, die im Einzel nach einem Freilos auf Mercedes Paz (Argentinien) trifft, darf zusammen mit Barbara Rittner im Doppel bewundert werden. Was Anke Huber überraschte, hoffte sie doch — die Olympischen Spiele im Blick — auf eine Doppelprobe mit Steffi. miß/dpa
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