: Zeltstadt für die BewohnerInnen Srebrenicas
■ Massenvertreibung fortgesetzt / Angriffe der bosnischen Serben auf Žepa
Sarajevo (dpa/AFP/taz) – Die bosnischen Serben haben gestern ihre Angriffe auf die UN-Schutzzone Žepa intensiviert. Dabei schlugen die Granaten meist in Wohngebiete ein, bisher gab es hier aber keine Opfer. Rund um die drei Dörfer, die die Enklave bilden, lieferten sich serbische und bosnische Soldaten heftige Infanteriegefechte. Nach der Eroberung von Srebrenica am Dienstag hatten die Serben angekündigt, sie würden als nächstes Ziel Žepa angreifen. In dieser UN-Schutzzone leben rund 20.000 Menschen, 79 ukrainische UN-Soldaten sind hier stationiert. In Tuzla haben unterdessen UNO und humanitäre Hilfsorganisationen mit dem Aufbau eines riesigen Flüchtlingslagers begonnen. Hier sollen die rund 30.000 Flüchtlinge aus Srebrenica untergebracht werden. Die Serben wollen die ehemaligen BewohnerInnen Srebrenicas bis heute mittag auf bosnisches Gebiet bringen. Bisher sind rund 6.000 Menschen in Tuzla eingetroffen.
Obwohl mit Žepa ein zweites Flüchtlingsdrama droht, drehen sich die Diskussionen bei UN und Nato nicht darum, wie diese Eroberung verhindert werden kann. Statt dessen verteidigte man gestern erneut das Versagen in Srebrenica. So erklärte Nato-Generalsekretär Willy Claes, der Fall der UN-Schutzzone sei keine „Niederlage“ der Nato. Es habe nie eine Anforderung an sein Bündnis gegeben, die Serben zurückzuschlagen. Die UNO entscheide die Strategie in Bosnien. Nun sei, so Claes weiter, Srebrenica endgültig verloren.
Mit dieser Ansicht befindet sich Claes jedoch nicht in Übereinstimmung mit der offiziellen UN-Position. Denn der Sicherheitsrat hatte in New York in der Nacht zum Donnerstag eine Resolution verabschiedet, die die Wiederherstellung der UN-Schutzzone Srebrenica notfalls auch mit Gewalt vorsieht. Beobachter halten diesen Beschluß allerdings für folgenlos. Schließlich gibt es nicht nur beim UN-Sonderbeauftragten Yasushi Akashi, sondern auch bei den örtlichen Kommandanten Vorbehalte gegen eine gewaltsame Wiedereroberung. Seite 8
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