Zeitungssterben: Zwangspause für Paradiesvogel
Der Kölner Pressemarkt ist um einen Paradiesvogel ärmer: Gestern erschien die vorerst letzte Ausgabe der Kölner Woche.
Rund zehn Monate bereicherte der aus der traditionsreichen Initiativenzeitung Kölner Volksblatt entstandene linksalternative Titel die Presselandschaft. Beim Start im April 1999 war Kölner Woche zunächst Beilage der traditionssozialistischen Tageszeitung Junge Welt, die das Volksblatt für eine Mark aufgekauft hatte.
Seit November erschien man dann „solo“ und mit verbessertem Konzept – aber ohne finanzielle Rücklagen.
Private Darlehensgeber hielten das Blatt bisher über Wasser, nun allerdings sind die Reserven verbraucht. Dabei war der Relaunch ohne den dogmatischen Berliner Ballast durchaus gelungen, wie stetig steigende Abozahlen belegten.
Die Redaktion hofft, dass die jetzt erfolgte Einstellung nur eine vorläufige ist. „Die Chancen, dass wir wieder zurückkommen, stehen fifty-fifty“, so Chefredakteur Wolfgang Jorzik zur taz. Vorraussetzung dafür sei jedoch, dass sich in den kommenden Wochen doch noch finanzkräftige Sponsoren fänden. Die Hürde ist hoch: Eine knappe Million Mark, so hat die Redaktion errechnet, würden benötigt, um die Kölner Woche innerhalb von 14 Monaten in die schwarzen Zahlen zu bringen.
Den größten Coup in ihrem kurzen Zeiungsleben landete die Kölner Woche vor den nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen im Herbst letzten Jahres. Nicht eine der großen Kölner Blätter, sondern die kleine Alternativpostille deckte illegale Aktien-Insidergeschäfte des Kölner Oberstadtdirektors und SPD-Oberbürgermeisterkandidaten Klaus Heugel auf. Diese Enthüllung bedeutete das Ende seiner politischen Karriere und bescherten seiner Partei ein Wahldebakel. Vergangene Woche begann vor dem Amtsgericht der Prozess gegen den einstigen starken Mann der Kölner SPD. Über seinen Ausgang wird die Kölner Woche nun nicht mehr berichten können. Pascal Beucker
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