Zeitsprung im Südpazifik: Samoa lässt 30. Dezember ausfallen

Der kleine Inselstaat rückt mit der Verschiebung der Datumsgrenze nach Osten näher an seine wichtigsten Handelspartner heran.

Nicht gehupft wie gesprungen: Für Samoa ist die Datumsgrenze wichtig. Blick auf Regierungsgebäude in der Hauptstadt Apia. Bild: Cloudsurfer (http://commons.wikimedia.org)

BERLIN taz | Der 30. Dezember fällt im Jahr 2011 in Samoa aus - bei vollem Lohnausgleich. Um Mitternacht werden in dem zwischen Neuseeland und Hawaii gelegenen Staat Uhren und Kalender vom 29. direkt auf 31. Dezember gestellt. Dies hatte die Regierung im Mai beschlossen.

Damit rückt der 180.000-Einwohner-Staat zeitlich näher an seine wichtigsten Handelspartner Neuseeland, Australien und Asien. Entsprechend vergrößert sich der zeitliche Abstand zum amerikanischen Hawaii wie zum südlichen Nachbarn Amerikanisch-Samoa. Das US-Territorium mit 60.000 Einwohnern bleibt in seiner Zeitzone.

Für Samoa, das von 1900 bis 1914 eine deutsche Kolonie war, ist es schon der zweite Sprung über die Datumsgrenze. 1892 war diese eigens westlich um den Inselstaat verlegt worden. Mächtige US-Händler hatten auf die zeitliche Verschiebung gen Osten gedrängt, weil sie sich davon Vorteile versprachen. Die Umstellung erfolgte ausgerechnet am 4. Juli, womit der US-Unabhängigkeitstag gleich zweimal gefeiert wurde.

Dass jetzt wieder die umgekehrte Richtung eingeschlagen wird, zeugt von den wirtschaftlichen und machtpolitischen Verschiebungen der letzten Jahre.

Handelsvorteile erhofft

Durch die bisherige Regelung verlor Samoa beim Handel mit Australien und Neuseeland quasi zwei Arbeitstage die Woche, argumentierte die Regierung in Apia. "Wenn hier Freitag ist, ist es in Neuseeland Samstag. Wenn wir am Sonntag in der Kirche sind, machen sie in Sydney schon Geschäfte", sagte Samoas Ministerpräsident Tuilapa Malielegaoi vor einigen Monaten.

Dafür schaffe das unterschiedliche Datum zu Amerikainsch-Samoa bald "aufregende Möglichkeiten" für den Tourismus. "Man kann zwei Geburtstage, zwei Hochzeiten und zwei Hochzeitstage zum selben Datum - an verschiedenen Tagen - feiern, in weniger als einer Flugstunde Entfernung."

In umgekehrter Richtung können Geburtstagsmuffel ihren Jahrestag verschwinden lassen. An diesem 30. Dezember betrifft dies jetzt unfreiwillig 775 Samoaner.

Tokelau wechselt auch, Amerikanisch-Samoa nicht

Mit Samoa wechselt auch das nördlich gelegene und von Neuseeland verwaltete Tokelau (1.500 Einwohner) auf die westliche Seite der Datumsgrenze. Tokelau ist mit Samoa wirtschaftlich und verkehrstechnisch eng verflochten.

Die Datumsgrenze verläuft etwa entlang des 180. Längengrads und folgte schon immer politischem und wirtschaftlichem Kalkül. So lagen die Philippinen bis 1844 auf der östlichen Seite, weil die damalige spanische Kolonie von Mexiko aus verwaltet wurde und dort den Großteil ihres Handel betrieb. Mit der Zunahme des Handels mit China wurde die Datumsgrenze dann verschoben.

Zuletzt hatte das bis dahin durch die Datumsgrenze geteilte Kiribati sich 1995 für die westliche und damit gleiche Seite wie jetzt auch Samoa entschieden.

Zuletzt war in Samoa 2009 von Rechts- auf Linksverkehr umgestellt worden. Der Grund hierfür war ebenfalls der gewachsene Einfluss von Australien und Neuseeland. Denn dort beschäftigte Samoaner bringen immer mehr Fahrzeuge mit dem Steuer auf der rechten Seite in ihre Heimat mit. Die mit Feiertagen verbundene Umstellung erfolgte damals trotz massiver Proteste im Vorfeld erstaunlich problemfrei.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.