KÖLNER MESSEHALLEN-AFFÄRE : Zeit zum Abtritt, Fritz Schramma!
Verführten schlechte Berater oder die eigene Beratungsresitenz den Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma zu der irrigen Annahme, dass eine öffentliche Ausschreibung des Millionenprojekts neue Messehallen nicht erforderlich sei? War es Naivität oder schlichte Dreistigkeit, die den Christdemokraten noch unlängst schwadronieren ließ, die Domstadt könne der vergaberechtlichen Untersuchung der EU-Kommission „zuversichtlich entgegenblicken“? Warnende Stimmen hat es genug gegeben. Schramma hat sie allesamt standhaft ignoriert. Dafür bekommt er nun von den europäischen Wettbewerbshütern die Quittung. Bezahlen müssen werden sie allerdings die Bürgerinnen und Bürger.
KOMMENTAR VON PASCAL BEUCKER
Fritz Schramma sei „ein braver Mann“, urteilte kurz vor dessen Amtsantritt der inzwischen verstorbene Soziologieprofessor Erwin K. Scheuch süffisant über den gelernten Lateinlehrer. Auch über sechs Jahre später ist nicht verifizierbar, ob diese Beurteilung zutreffend ist: Ist Schramma wirklich nur seiner Aufgabe an der Stadtspitze nicht gewachsen? Die Umstände des Messedeals mit dem Oppenheim-Esch-Fonds atmen jedenfalls den Geist jener Zeit, von der die Kölnerinnen und Kölner hofften, sie hinter sich gelassen zu haben.
Denn als sie 1999 erstmalig nach 43 Jahren sozialdemokratischer Herrschaft einen Christdemokraten in das Oberbürgermeisteramt hievten, geschah dies aus gutem Grund: Nicht länger sollte sich die Stadt zur Beute einiger mächtiger Strippenzieher machen lassen; endlich sollte Schluss sein mit jenen zwielichtigen Geschäften, die manche verniedlichend „kölscher Klüngel“ nennen. Heute lässt sich bilanzieren: Die Hoffnungen wurden bitter enttäuscht.
Mit den Gründen dafür beschäftigt sich zur Zeit die Staatsanwaltschaft, mit den Konsequenzen die EU-Kommission und bald der Europäische Gerichtshof. Und was bleibt für Fritz Schramma? Zu erkennen, dass es Zeit ist, seinen Platz im Rathaus zu räumen. Denn egal, ob ihm die Kraft oder der Wille zum Politikwechsel fehlte: Auf dem Posten des Kölner Oberbürgermeisters hat er sich als Fehlbesetzung erwiesen.