Politik für hamburg : Zeichen politischer Unreife
Gelegentlich keimen Zweifel an der so oft und gern beschworenen Demokratiefähigkeit der Deutschen. Zumindest eine Grundlektion scheinen manche noch immer nicht verstanden zu haben. Nämlich die, den zu prügeln, der es vermeintlich verdient hat, und nicht jene, derer man habhaft werden kann.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Dass der sozialdemokratische Teil der rot-grünen Bundesregierung zurzeit ein desaströses Bild abliefert, ist nicht zu bestreiten. Ersichtlich wird gleichwohl nicht, warum in Hamburg Schwarz-Schill davon profitiert. Der Absturz der Hanse-SPD in einer Meinungsumfrage in bayerische Niederungen ist rational nicht zu erklären, der Höhenflug der Elb-Union und ihres Bürgermeisters ebenso wenig.
Die Politik der harten Hände und sozialen Kälte, die seit eineinhalb Jahren im Rathaus gemacht wird, ist seit der Bundestagswahl kein bisschen humaner geworden, das Profil der hiesigen SPD, so vage es sein mag, wurde keineswegs verschwommener. Die Programmatiken der beiden großen Parteien in dieser Stadt sind unverändert. Hamburger Gründe können es mithin nicht sein, welche die Genossen ins lokale Jammertal stoßen.
WählerInnen neigen offenbar verstärkt zu einer über Symbole gesteuerten Unberechenbarkeit. Was des einen Nutzen heute, kann morgen bereits sein Schaden sein. Die Suche nach Motiven erübrigt sich, die Performance zählt, Marketing ist alles.
Diese Zeichen politischer Unreife zu respektieren, fällt nicht leicht.