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Zehntausende Bergleute im Warnstreik

Moskau (afp) - Der politische Warnstreik der sowjetischen Bergleute ist gestern anscheinend in allen Kohlerevieren des Landes weitgehend befolgt worden, meldete der Pressedienst 'Interfax‘ von Radio Moskau. Demnach beteiligten sich Zehntausende von Kumpeln an dem Ausstand. In der ukrainisischen Region Kusbass werde mit der Teilnahme von 300.000 Bergleuten und anderen Arbeitern gerechnet. Der Streik werde auch in anderen Bergbauregionen wie Workuta im hohen Norden und Kemerowo in Sibirien befolgt. Die Kumpel fordern insbesondere den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Nikolai Ryschkow, die Verstaatlichung des KPdSU-Vermögens sowie die Auflösung der Parteizellen in den Betrieben. Vor genau einem Jahr hatten die sowjetischen Bergleute drei Wochen lang gestreikt, um bessere Arbeits und Lebensbedingungen durchzusetzen. In Kemerowo im sibirischen Kusbass stellten 66 Minen für 24 Stunden ihre Arbeit ein und wurden von elf Unternehmen der Stadt unterstützt. Im Karaganda-Becken in Kasachstan streikten elf Minen. Die Streikbewegung erreichte sogar die Insel Sachalin im Osten. Dort waren acht Minen im Ausstand sowie zehn große Fabriken. Auch in Magadan und Norilsk in Ostsibirien sowie in Nowosibirsk im westlichen Sibirien stellten einige Bergwerke die Arbeit ein. Am konsequentesten wurde der Warnstreik jedoch im ukrainischen Donbass befolgt. Von 250 Minen legten 124 die Arbeit für 24 Stunden nieder und 110 andere für unterschiedlich lange Zeiten zwischen ein bis sechs Stunden, war beim regionalen Streikkomitee in Donezk telefonisch zu erfahren. Zahlreiche Unternehmen der Region hätten Solidaritätsadressen geschickt, ohne sich jedoch dem Ausstand anzuschließen, hieß es. Die Streikenden kamen in Donezk vor dem Gebäude der Kommunistischen Partei zu einer zwölfstündigen Protestkundgebung zusammen.

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