■ Zaire: USA sichern ihre Macht für die Zeit nach Mobutu: Kabilas Showkampf mit Washington
Selten ist in Afrika ein US-Unterhändler derart brüskiert worden wie jetzt der Sondergesandte Bill Richardson. Seine Teilnahme an den Verhandlungen über einen Machtwechsel in Zaire hat Rebellenchef Laurent Kabila verhindert. Auf den ersten Blick ist der Affront nur schwer verständlich, hat doch Kabilas Allianz gerade erst Milliardenverträge mit US-Firmen über die Ausbeutung zairischer Bodenschätze abgeschlossen. Kabila hat vermutlich genau deshalb aufgetrumpft, um mit der Flucht nach vorne dem Vorwurf zu begegnen, ein Vasall Washingtons zu sein.
Mobutus Ära in Zaire ist vorbei, sein Abgang von der politischen Bühne nur noch eine Frage kurzer Zeit. So lange die Rebellen einen gemeinsamen Gegner hatten, waren sie einig. Nun drohen Machtkämpfe in den Reihen der Allianz, die sich aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen zusammensetzt. Kabila hat nur eine Chance, daraus als Sieger hervorzugehen, wenn es ihm gelingt, sich als durchsetzungsfähiger Mann zu präsentieren. Ein Bild, das ihn abhängig von Gnaden der USA gezeigt hätte, wäre da fatal.
An den realen Machtverhältnissen ändert der Schaukampf allerdings nichts. Das Geld für die zairischen Machthaber von morgen kommt aus den Vereinigten Staaten. Bei dem Kampf verschiedener Industrienationen, darunter vor allem Frankreich, um Einfluß in der Region hat Washington einen bedeutenden Sieg errungen.
Mit Weltanschauung oder Ideologie hat das nichts zu tun, sondern mehr mit Pragmatismus. Die USA versuchen seit Jahren, in möglichst vielen Staaten, die über Bodenschätze verfügen, einen Fuß in der Tür zu behalten. In je mehr Ländern ihnen das gelingt, desto leichter verkraften sie den Verlust eines einzelnen Handelspartners.
Mit internen politischen Problemen der jeweiligen afrikanischen Staaten möchte Washington dabei so wenig wie möglich behelligt werden. Darin liegt die Chance von Laurent Kabila. So lange Washington ihm zutraut, die Lage im Zaire unter Kontrolle zu bringen, so lange hat er auch weiterhin eine Chance auf Unterstützung seitens der USA. Umgekehrt dürfte er sich hinter den Kulissen kompromißbereiter zeigen als öffentlich, so lange Geschäftsverbindungen mit US-Firmen die Grundlage seiner Macht bilden. Die Interessen beider Seiten passen weit besser zusammen, als die Ereignisse der letzten Tage vermuten lassen könnten. Bettina Gaus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen