WAS MACHT EIGENTLICH...… der Schlossparkflaneur? : Zahlen – oder auch nicht
Wer ab heute durch den Charlottenburger Schlosspark flanieren will, muss sich erst einmal mit Schnorrern herumärgern. Und zwar mit hochoffiziösen! An den Eingängen des Parks will die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) kostümiertes Personal postieren, das den unbedarften Spaziergängern ein „freiwilliges Eintrittsgeld“ abluchsen soll. Der Obolus ist so freiwillig, dass die Stiftung sogar seine Höhe mit 2 Euro exakt festgelegt hat. Kinder unter sechs Jahren zahlen freiwillig nichts. Der Anblick der mutmaßlich pickelhaubenbewehrten Geldeintreiber wird Besucher rasch und unterwürfig das Portemonnaie zücken lassen (siehe preußischer Tugendkatalog).
Dem sittlichen Reflex der Bürger will aber die Bezirkspolitik von vornherein Einhalt gebieten. Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) hat angekündigt, das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf werde die Besucher vermittels gut sichtbarer Schilder auf die Freiwilligkeit der Parknutzungsgebühr hinweisen.
Der bürgerfreundliche Schritt des Baustadtrats kommt nicht von ungefähr. Er ist als Erfolg der Initiative „Rettet den Schlosspark!“ zu verbuchen. Die hatte nämlich die Lokalkabarettistin Elke Querbeet („Lieder und Reime aus eigenem Anbau“) einen Protestsong gegen die Schlosspark-Abzocke dichten lassen. Darin steht die Warnung an die politische Klasse: Drum, hohe Hüter der Finanzen / macht mit dem Schloßpark keinen Zeck! / Lasst nicht die Eingänge verschanzen / Sonst bleiben noch mehr Wähler weg! GELFOTO: AP