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ZWEI WOCHEN ZU SPÄT TRITT BARAK ENDLICH ZURÜCKDas Scheitern des Generals

Das wurde aber auch Zeit. Dass er nicht von allein die Verantwortung für sein Wahldebakel übernommen hat, sondern dazu gedrängt werden musste, zeigt, dass Ehud Barak immer nur eins im Sinn hatte: sein politisches Überleben. Und wenn er noch so sehr gescheitert ist. Denn der bisherige amtierende Regierungschef und Verteidigungsminister ist der Hauptverantwortliche für das Ende des Friedensprozesses, für die Bildung einer Hardliner-Regierung unter Scharon und damit für die jetzige Situation, die aus dem Nahen Osten auf Jahre hinaus wieder eine schnell entflammbare Region machen wird.

Sicher, Baraks Aufgabe war keine leichte. Für den Friedensprozess war er auf eine Vielzahl kleiner Parteien unterschiedlicher und teilweise gegensätzlicher Ausrichtung angewiesen. Dass diese Parteien ihm eine nach der anderen die Unterstützung entzogen, hat jedoch nicht nur mit Sachfragen zu tun, sondern sehr viel mit der Persönlichkeit Baraks, der glaubte, die Regierung im Alleingang führen und Kritiker mundtot machen zu können. Dieser herausragende Wesenszug war offenbar auch der Hauptgrund für das Scheitern der Friedensverhandlungen in Camp David im Sommer letzten Jahres. Barak machte damals zwar sehr weit gehende Zugeständnisse an die Palästinenser, verdeutlichte jedoch gleichzeitig, dass über seine Vorschläge nicht mehr verhandelt werden könne, und stieß damit seine Verhandlungspartner vor die Stirn. Kleine Gesten haben manchmal schwer wiegende Folgen. Denn Barak hatte unter den Palästinensern Hoffnungen geweckt. Nun lief das Fass der lang angestauten Wut der Palästinenser über. Die Intifada war die Folge.

Den Preis für die mangelnde Kommunikationsbereitschaft des ehemaligen Generals bezahlt die ganze Region: durch Aufruhr, Fanatisierung und den Stillstand der demokratischen Entwicklung.

ANTJE BAUER

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