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ZINSSENKUNG IST DIE SINNVOLLSTE KONJUNKTURHILFEGlimmern am Horizont

Da vergeht kaum ein Tag ohne Vorschlag, wie man der Wirtschaft auf die Beine helfen könnte – und dabei kann Konjunkturbelebung so einfach sein: Zinsen senken. Von den drei Vorschlägen – Zinsen senken, Steuerreform vorziehen, Konjunkturprogramm – ist dies der sinnvollste. Zinsen senken geht schnell: Es braucht dazu nur den Beschluss der Europäischen Zentralbank. Keine bürokratischen Blähungen, wie sie bei der Vorziehung der Steuerreform zu befürchten und erst recht bei Konjunkturprogrammen unvermeidbar wären.

Zinsen senken kostet nichts: Im Gegenteil – niedrigere Zinsen entlasten den Staatshaushalt, weil Schulden billiger werden. Das Vorziehen der Steuerreform aber würde dem Finanzminister neue Milliardenlöcher im Haushalt bescheren. Denn seine Einnahmen sinken wegen der schwachen Konjunktur ohnehin. Gleichzeitig steigen die Ausgaben: für Arbeitslose, für Anti-Terror-Maßnahmen, für Krieg. Noch größer würde das Loch im Haushalt, wenn Hans Eichel zweistellige Milliardenbeträge in den Bau von Straßen oder in Branchenförderung pumpte.

Zinsen senken wirkt schnell. Die EZB wendet den niedrigeren Zinssatz an, wenn sie den Geschäftsbanken Geld leiht. Das tut sie manchmal sehr kurzfristig, quasi „über Nacht“. Die Banken geben den niedrigeren Satz an ihre Kunden weiter. Darauf spekulieren Unternehmer gewöhnlich, wenn sie schon seit einiger Zeit etwa neue Anlagen kaufen möchten. Wird der für den Kauf nötige Kredit dann billiger, realisiert der Unternehmer die geplante Investition. Gewiss, solche Entscheidungen hängen nicht nur von teuren oder billigen Krediten ab. Sehen Unternehmer mit Skepsis in die Zukunft, können die Zinsen noch so niedrig sein, es wird nicht investiert. Das haben die mehr oder weniger wirkungslos verpufften zehn Zinssenkungen der US-Notenbank in diesem Jahr gezeigt.

Doch die Steuerreform würde sich für Unternehmen erst Ende nächsten Jahres bemerkbar machen, weil die Steuersätze für 2002 auf der Basis von 2001 berechnet werden. Und bei der mittelfristigen Planung spielt die negative Zukunftserwartung eine noch stärkere Rolle. Pessimismus ist es denn auch, der gegen das viel gehörte Argument spricht, Steuererleichterungen würden automatisch zu mehr Konsum führen. Wer mit Angst an die kommenden Monate denkt, an Arbeitsplatzverlust oder Terror, spart sein Geld.

Schließlich können niedrigere Zinsen zu höheren Aktienkursen führen, weil sich verzinste Geldanlage weniger lohnt. Das wäre ein Glimmern am düsteren Horizont der Wirtschaftspessimisten und damit das, was der Konjunktur vor allem fehlt: Optimismus. KATHARINA KOUFEN

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