ZDF sauer auf Sportmoderatorin: Die Milch macht's nicht
ZDF-WM-Frontfrau Katrin Müller-Hohenstein hat Ärger wegen eines Internet-Werbespots, in dem sie über alle Maßen für die Qualität bayerischer Molkereiprodukte schwärmt
Erst der "Innere Reichsparteitag", jetzt eine verstolperte Flanke über Milchkannen: Dem ZDF kräuselt's vor dem Viertelfinalspiel Deutschland-Argentinien am Samstag (16.00 Uhr, ZDF) schon wieder die Nase über Katrin Müller-Hohenstein. Denn was sich die einzige Frau im öffentlich-rechtlichen WM-Moderatorenkader da in einem Internet-Werbespot für die Molkerei Weihenstephan leistet, hat tatsächlich den Geschmack von ziemlich saurer Milch.
Müller-Hohenstein ist für die Molkerei Aushängeschild im so genannten Qualitätsbeirat, in dem unbescholtene Bürger dumme Fragen über Milch stellen dürfen ("Warum muss Milch denn überhaupt haltbar gemacht werden?") und zur Strafe durch chromglänzenden Molkerei-High-Tech geführt werden. Dort lernen sie dann, "dass es nicht darauf ankommt, welche Milch einem besser schmeckt, sondern dass man überhaupt einen Unterschied schmeckt".
Das ist harte Konkurrenz zu den beliebten Geschmackstests des ZDF-Magazins "Wiso". Und damit es auch wirklich jeder rafft, fasst Müller-Hohenstein die gesammelten Schlichtheiten nochmal enthusiasmiert zusammen, damit jeder versteht, wie es um die Milch steht "wie wir sie aus dem Kühlschrank kennen". Denn da kommt Milch erstaunlicherweise ja eben gar nicht original her. Sondern von einem Gerät namens Kuh.
Doch nun soll nach dem Willen des ZDF Schluss sein mit Müller-Hohensteins "Blick mit natürlicher Neugier und hohem Qualitätsbewusstsein hinter die Kulissen bei Weihenstephan": ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte dem medien magazin, der Internet-Spot könne "so nicht bleiben", das Ganze entspreche "nicht den Vorstellungen des ZDF von Auftritten seiner journalistischen Köpfe".
Auch Müller-Hohenstein soll nach Agenturberichten über die Umsetzung des Spots verschnupft sein. Eine offizielle Genehmigung des ZDF für einen solchen Werbeauftritt hatte sie allerdings. Und, mal ehrlich: Peinlicher als der ebenfalls zu seinen ZDF-Zeiten Putenwurst mümmelnde Johannes B. Kerner ist Müller-Hohenstein bei aller Schlichtheit des Spots dann auch nicht. Aber vielleicht hat das ZDF ja die Anmoderation von Müller-Hohenstein im Film mit "eine Molkerei von innen hat sie aber gesehen" gestört: "Öffentlich-rechtliche Starjournalistin noch nie in Molkerei gewesen" ist ja in der Tat eine Schlagzeile, die kein Sender gerne über sich liest.
ZDF-Chefredakteur Frey sagt sybillinisch, er habe "nichts dagegen, dass Kollegen Nebentätigkeiten ausüben, solange sie keinen werblichen Charakter haben und die journalistische Glaubwürdigkeit nicht gefährden", Fragt sich nur, warum sonst Firmen Senderfuzzis zu irgendetwas einladen, wenn nicht in werblicher Hoffnung.
Doch solange Müller-Hohenstein nicht am Samstag im WM-Studio vor laufender Kamera mit Oliver Kahn ne Milch auf ex kippt, ist ja alles halb so schlimm. Apropos Kahn: Die Molkerei Weihenstephan ist "offizieller Ernährungspartner" des FC Bayern München.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Problematischer Vorstoß der CDU
Stigma statt Sicherheit
Musks AfD-Wahlempfehlung in der „Welt“
Rocky Horror Springer Show
Kleinparteien vor der Bundestagswahl
Volt setzt auf die U30
Reichtum in Deutschland
Geldvermögen auf 9,3 Billionen Euro gestiegen
Mögliches Ende des Ukrainekriegs
Frieden könnte machbar sein
Silvester in Berlin
Kein Ärger in Verbotszonen