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ZDF-Nordseekrimi "Nord Nord Mord"Das grau melierte Grauen

Ein abgestandener Kalauer jagt den nächsten: Aus dem penetrant klischeebehafteten ZDF-Film "Nord Nord Mord" mit Robert Atzorn wird hoffentlich keine neue Krimireihe.

Toter Küstenpirat, stilecht an ein Steuerrad gefesselt. Bild: zdf

Ach, hätte sich das ZDF doch darauf beschränkt, eine Nordseeinselversion der mäßig langweiligen Gotland-Krimireihe "Der Kommissar und das Meer" zu drehen. Zwei Hauptzutaten: "eine idyllische Landschaft, wie sie sich kein Fremdenverkehrsbüro für Nordsee-Tourismus perfekter ausdenken könnte" (ZDF). Und ein attraktiver, grau melierter Kommissar – nach dem Stuttgarter Wutbürger Walter Sittler nun der Waldorfschüler Robert Atzorn. Fertig. Okay.

Nein, nicht fertig und okay, dem Mainzer Sender schien das nicht zu genügen, er musste noch eine weitere Zutat hinzufügen: "feinen Humor". Oder eben das, was die Urheber, über deren Namen sich der gnadenvolle Mantel des Schweigens hüllen möge, dafür halten. Unfassbar penetrante Klischees aus der Mottenkiste des öffentlich-rechtlichen Altherrenhumors sind das, ein abgestandener Kalauer jagt den anderen.

Zum Beispiel die Frau des Kommissars, der es nach einer inspirierenden Indienreise nicht erspart bleibt, sich als Tantra-Lehrerin versuchen zu müssen: "Wenn euer Schoß zu atmen beginnt, tretet ihr in direkten Kontakt mit dem Kosmos. Und jetzt tief und vaginal einatmen!" In Indien hat sie gleich auch das Kochen neu gelernt, dem Kommissar serviert sie jetzt "Kichererbsenpuffer in einem milden Curry. Schmeckt ganz köstlich!"

Wie kann der arme Ermittler das exotische Essen nur geschwind verschwinden lassen, ohne es verzehren zu müssen? Als vor 40 Jahren Chief Inspector Oxford, dessen Gattin einen französischen Kochkurs besucht hatte, vor dieser Frage stand, war das sehr komisch. Da ging die Bedrohung aber auch nicht von verbackenen Hülsenfrüchten aus, sondern von aus der Suppe starrenden Fischköpfen - und vor allem: Inszeniert hatte "Frenzy" ein Könner namens Hitchcock.

Das wirklich Abgründige ist bei "Nord Nord Mord" nicht der am Ende natürlich aufgeklärte Kriminalfall um eine nach 20 Jahren im Dünensand freigelegte Frauenleiche (und eine Serie von Mordanschlägen auf die Rockopas der Insel), sondern die vom ZDF formulierte Drohung an den Zuschauer – "mit Theo Clüver und seinem Team noch viele spannende Fälle zu lösen".

"Nord Nord Mord": Donnerstag, 20.15 Uhr, ZDF

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3 Kommentare

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  • G
    Galimed213

    Sehr treffend und wunderbar geschrieben, Ihre Kritik!

     

    Einer der schlechtesten dt. Krimis seit langem; dämliches Drehbuch. Schickt die Autoren sofort auf die Insel in ein anständiges Drehbuchseminar. - Das ZDF hat mit diesem Krimi einen totalen FLOP gelandet: Hauptsache aber Atzorn & Co. haben gut verdient. Lesen denn keine anständigen Schauspieler + Regisseure, geschweige denn irgendein hochbezahlter ZDF-Redakteuer mehr die Drehbücher? Die Schwachstellen des Drehbuchs müssen doch erkennbar sein, zumindest für einen Kopf mit durchschnittlichem Hauptschulabschluß!

  • C
    cmlinke

    Über Geschmäcker lässt sich anscheinend streiten. Mir hat der Film sehr gut gefallen. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Minute köstlich amüsiert. Der angehende Profiler mit Herz oder Herr Atzorn, der mit seinem Hund spricht und die charmante Kollegin, die von verlogenen Männern die Nase voll hat. Hoffentlich gibts noch mehr davon...

  • K
    KFR

    hab die öffentlich rechtlichen und Kommernz-TV gebeten, mich bei ihren Werbekunden zu enstchuldige; mir per email mitzuteilen, falls wircklich neue Nachrichten, Sendungen, Serien, Nicht-dauer-Wiederholungen längst überholter Inhalte im Angebot sein sollten. Ich tu es mir einfach nicht mehr an !