You Tube Sparten-Kanäle: Fernsehen war gestern
Die Google-Videoplattform YouTube startet in Deutschland erste Themen-Kanäle. Konkurrenz zum Fernsehen soll das nicht sein. Man wolle nur freie Nischen füllen.
BERLIN/MOUNTAIN VIEW dpa | Die Google-Videoplattform YouTube startet auch in Deutschland erste Themen-Kanäle. Bei den zwölf am Montag angekündigten „Originalkanälen“ geht es um Unterhaltung, Gesundheit, Sport, Comedy und Auto. YouTube hatte die ersten Sparten-Kanäle mit speziell dafür produzierten Inhalten vor einem Jahr in den USA gestartet. Sie bestehen aus meist kurzen Videos zu bestimmten Themen, etwa Kochen, Mode oder Technik. Jetzt kommen zu den bisherigen mehr als 100 Kanälen 60 weitere unter anderem auch aus Großbritannien und Frankreich dazu. Geld verdient Google dabei mit vorgeschalteten Werbeclips, die Nutzer auch überspringen können.
Unter den Kanälen, die Ende des Jahres online gehen sollen, ist etwa „Heartbeat Berlin“ von der RTL-Produktionsfirma UFA/Fremantle, der über „global relevante Trends und urbanen Zeitgeist“ informieren soll. Für „Ponk“ werden Comedy-Clips in einer Kölner Wohngemeinschaft gedreht, bei „Happy & Fit“ geht es um Gesundheit und Wohlbefinden.
YouTube-Manager Robert Kyncl betont dabei, dass Google nicht frontal mit traditionellen Fernsehsendern konkurrieren wolle. „Unsere Strategie ist, zu schauen, welche Interessen es in der Welt gibt, die im Fernsehen unterrepräsentiert sind, und sie zu bedienen. Wir suchen gezielt nach diesen „weißen Flecken“, in denen es heute kein Angebot gibt“, sagte Kyncl der dpa zum Start der Kanäle in Deutschland.
Zugleich glaubt YouTube, dass sein „TrueView“-System mit Anzeigen, die der Zuschauer nach wenigen Momenten wegklicken kann, das Werbegeschäft revolutionieren kann. „Die Wette ist, dass wir den Nutzern mehr und mehr relevante Werbeclips anzeigen können und sie es vorziehen werden, sie bis zum Schluss zu sehen. Und wir hoffen, dass die Firma hinter der Werbeanzeige dann gerne mehr bezahlt“, erläuterte Kyncl.
Mit der Verbreitung von Fernsehgeräten mit Internet-Anschluss können YouTube-Videos inzwischen auch bequem auf dem großen Bildschirm angeschaut werden. Aus mehreren nacheinander folgenden Clips entsteht somit praktisch ein Sparten-Sender, wie es sie im Fernsehen gibt. Google stellt dabei kostenlos YouTube als Plattform zur Verfügung. Zugleich sind die einzelnen Videos meist recht kurz, damit sie unterwegs angesehen werden können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin