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Wuppertaler Schwebebahn

■ betr.: „Wie ein Engel“ von Esther Ruelfs, taz vom 8./9. 3. 97

Ich freue mich als ehemaliger Wuppertaler über den Artikel von Frau Ruelfs über den drohenden Totalabriß der Wuppertaler Schwebebahn, der meines Erachtens bisher in der Presse zuwenig vom kulturellen Aspekt beleuchtet wurde.

Zur technischen Seite: Sicherlich lassen sich die Vorteile des von der Betreiberin angepriesenen Neubaus (hellere und behindertengerechte Stationen, verkürzte Taktzeiten und verbesserter Korrosionsschutz) mit einer behutsam restaurierten Anlage erreichen, die übrigens während der gesamten fast 100jährigen Betriebszeit immer der Zeit angepaßt und verstärkt wurde. [...] Julian Meyer, Göttingen

Nun ich bin als Person Kind der Wuppertaler Schwebebahn. Mein Vater verkaufte Fahrkarten in einer der zur Zeit heftig umstrittenen, vom Abriß bedrohten Bahnhöfe, und nutzte diese Funktion dazu, meine Mutter 1958 erfolgreich zu werben.

Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen bin ich, wie die meisten Wuppertaler, für die Umgestaltung der Wuppertaler Schwebebahn, weil es nicht um die Erschaffung einer Disneybahn oder die Zerstörung einer einmaligen Architektur, sondern um die Weiterentwicklung eines Massenverkehrsmittels unter möglichst weitgehender Beibehaltung der Identität der Wuppertaler Schwebebahn geht. [...] Dietmar Bell, Wuppertal

[...] Zum einen hinkt der Vergleich mit Bauwerken wie dem Eifelturm doch gewaltig. Denn die Schwebebahn ist eben nicht nur ein historisch und touristisch wertvolles Denkmal der Ingenieurbaukunst um seiner selbst willen, sondern ein für die Stadt wegen ihrer speziellen Situation unverzichtbares Massenverkehrsmittel, welches, wie die Autorin richtig schreibt, täglich zirka 70.000 Fahrgäste befördert.

Diese Fahrgäste aber drängen sich zu Stoßzeiten in der Bahn wie die Spargel im Weckglas. Wer zu solchen Zeiten versucht, mit dem Kinderwagen oder Rollstuhl befördert zu werden, wird grandios scheitern. An Fahrräder, wie vom WSW seit kurzem angeboten, will ich gar nicht erst denken.

[...] Wir sollten uns entscheiden: Entweder für einen zeitgemäßen Ausbau des ÖPNV mit der Möglichkeit, in Zukunft die Straßen und die Umwelt zu entlasten, oder aber für den Verkehrsinfarkt. Sven Junghans, Wuppertal

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