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Archiv-Artikel

Wowereit schmollt

Der Regierende Bürgermeister fordert Lob für seine Entscheidung, Tempelhof für die Modewelt zu öffnen

Er gab sich locker, aber irgendwie wurmte es ihn doch. Klaus Wowereit (SPD), der gleich absoluten Potentaten gerne von sich in der dritten Person als „der Regierende Bürgermeister“ spricht, hat ein zu großes Ego, als dass ihn die Kritik an seinem jüngstem vermeintlichen Coup kaltließe. Also machte Wowereit am Dienstag in einem Rundumschlag klar, dass es zu wenig gewürdigt werde, dass die Modemesse „Bread & Butter“ nach Berlin zurückkehre und zukünftig in zwei Hangars auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof daheim sei.

Vor allem die Opposition hatte kritisiert, diese einzelne Ansiedlung blockiere auf Jahre alle großen Pläne. Wowereit sieht das anders: In der aktuellen Krise sei die Ansiedlung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, „wir sollten uns Erfolge nicht selber kaputt machen“. Sein eindeutiger Wunsch ist es zudem, dass das Alliiertenmuseum aus Dahlem nach Tempelhof umzieht. Jetzt müsse der Bund entscheiden, der für das Museum zahlt .

Wowereit griff zudem Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) an. Der hatte es als „unverständlich“ kritisiert, dass „Bread & Butter“ statt des Filmunternehmens Studio Babelsberg in die beiden Hangars zieht. Wowereit vermochte nicht nachzuvollziehen, wieso es einen Wirtschaftsminister freuen könne, wenn ein Betrieb Kapazitäten in ein anderes Bundesland verlagert. Junghanns – im Oktober als CDU-Landeschef zurückgetreten – sei offenbar nach den jüngsten CDU-Querelen „nicht in der Lage, den Sachverhalt zu recherchieren“.

Laut Wowereit war bei der Ansiedlungsentscheidung Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nicht außen vor geblieben. Sie sei genauso eingeweiht gewesen wie der Finanz- und der Wirtschaftssenator – „da ist nichts an irgendjemand vorbei entschieden worden.“ Junge-Reyer hatte unter dem Titel „Call for ideas“ einen Ideenwettbewerb angeleiert, der Kritikern nach durch die Messe-Ansiedlung konterkariert wird. Wowereit sieht das anders: Zum einen passt für ihn die Messe in das Konzept, zum anderen blieben 60.000 Quadratmeter Fläche übrig. STEFAN ALBERTI