Wort des Jahres 2010 gewählt: Das empörte Volk
Es war ein Jahr der Aufstände: Stuttgart 21, Atomproteste und erhitzte Debatten um Migration und Integration. Die Deutschen sind mit vielem unzufrieden, "Wutbürger" wird deshalb Wort des Jahres.

Fühlen sich hilflos, weil Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen wurden: Demonstranten in Stuttgart. Bild: reuters
WIESBADEN afp/dpa | "Wutbürger" ist das Wort des Jahres 2010. Diese Neubildung sei verwendet worden, "um einer Empörung in der Bevölkerung darüber Ausdruck zu geben, dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden, begründete die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag in Wiesbaden ihre Entscheidung.
Auf Rang zwei kam der Ausdruck "Stuttgart 21", der die geplante Umwandlung des Stuttgarter Kopfbahnhofs in einen Durchgangsbahnhof beschreibt. Den dritten Platz nahm in Anspielung auf die Diskussion um den früheren Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin und sein Buch "Deutschland schafft sich ab" der Begriff "Sarrazin-Gen" ein.
Wort des Jahres 2009 war die "Abwrackprämie" gewesen. Für ihre Liste aus zehn Worten sammelt die Gesellschaft jeweils prägnante Begriffe aus den Medien, die die öffentliche Diskussion in dem Jahr bestimmt haben.
Leser*innenkommentare
hto
Gast
Wenn man bedenkt, daß die "Wutbürger" offensichtlich auch weiterhin in "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" funktionieren wollen, dann ist eine wirklich sinnvolle Veränderung der konfus-intriganten Zustände nicht zu erwarten - gutbürgerlich-gebildete Suppenkaspermentalität auf systemrationaler Sündenbocksuche, in Überproduktion von systematischem Kommunikationsmüll!?
Ira Carina Gettinger
Gast
Vielleicht schreibt man ja bald im Spiegel eine Essay über
DER MUTBÜRGER
Bürger, die sich politisch engagieren und in Volksinitiativen und Bürgerbegehren einsetzen...
Holkan
Gast
Wenn man bedenkt, dass in Sarrazins Buch nie die Rede von Genen ist (außer in den Ausgaben derjenigen, die das Buch nicht gelesen haben), hätte Sarrazin-Gen eigentlich auf den 1. Platz gehört.
NIKOPOL
Gast
Das klingt schon sehr difamierend . Wenn man also in Zukunft mit etwas nicht einverstanden ist dann ist man direkt der böse "Wutbürger"