World Emoji Day 🤗: Hallo i bims, 1 kleiner Mettstreit!
Dank Emojis hat unsere Kommunikation einen neuen Höhepunkt des Minimalismus erreicht. Warum aber gibt es kein Mettbrötchen-Emoji?
Schon länger ist klar: Unsere Kommunikation hat einen neuen Höhepunkt des Minimalismus erreicht. Nachdem ganze Sätze durch universalverständliche – meist anglizistische – Abkürzungen ersetzt werden konnten, traten die Emojis in unser Life, äh, Leben: Kleine, bunte Bildchen, deren Aussagekraft sämtliche Sprachbarrieren aufheben. Und uns eine Vielfalt an Möglichkeiten bieten. Für den Autoliebhaber gibt es 16 verschiedene Modelle, an den ökologischeren „Öffi“-Varianten 15. Wenn dazu noch 70 Bildchen für Lebensmittel und 13 für Getränke kommen, hat man wirklich die Qual der Wahl.
Auch der „fat-finger error“ wird erleichtert, sind doch zwei Emojis besser als ein Wort, das dank Autokorrektur oder eben dicker Finger aus seltsamen Buchstabenkombinationen besteht. Fette Finger – hier wären wir beim eigentlichen Problem: Nach der Einführung verschiedener Haut- und Haarfarben und diverser Paarkonstellationen schien die Whats-App-Welt im 21. Jahrhundert angekommen zu sein, und Diversity- und Gender-Debatten endlich Anerkennung zu zollen. Oder?
Hallo i bims, kein bisschen! Denn eines sucht man bislang vergeblich: Das Mettbrötchen-Emoji. Für Max Jonas Becker stellt das eine Ungerechtigkeit, einen echten Skandal dar – er startete im Januar eine Petition. Die Einführung des Mett-Emojis würde, so meint er, zu einem historischen „Mettwoch“ führen. Und die Welt auch ein bisschen metter machen, richtig?
Fest steht, dass das Mettbrötchen ein essentieller Teil der kulinarischen Landschaft Deutschlands ist. In den fünfziger Jahren revolutionierte der Mett-Igel das kalte Buffet; in der westdeutschen Geschichte wurde er, zusammen mit dem Hawaii-Toast, unabdingbar mit dem Wirtschaftswunder verbunden. Allein die Synonyme, die für Mett gefunden wurden: „Hackepeter“, „Ruhrpott-Sushi“, „Bauarbeiter-Marmelade“. Schieres Kulturgut.
Mit Alibigemüse – oder ohne
Auf der Suche nach Rezepten zur besten Zubereitung scheint es jedenfalls kein Halten zu gebe. Neben Empfehlungen, Zwiebeln oder Senf als Zusatz zu nehmen, finden sich die „Hamburger Variante“ oder das „Kölsche Originalrezept“. Mett gibt es überbacken, gegrillt, mit Alibigemüse und ohne. Hat was von einem Mettstreit, wessen Liebe zur rosa Masse mit dem liebevollsten Kosenamen gekrönt wird. Wie wäre es stattdessen mit einer Mettapher?
Fleischlos lebende Mitmenschen mögen jetzt aufschreien. Zurecht, die Umwelt! Die Mitmenschen! Nur wird der Mett-Emoji die Weltlage nicht schlechter oder besser machen – und um der Vernachlässigung von Vegetariern und Veganern entgegenzuwirken, könnte beispielsweise eine grüne, fleischlose Emoji-Variante Abhilfe schaffen. Ähnlich den Emoji-Haarfarben, die in pink und in grün angeboten werden. Es wäre, zumindest, ein kleiner Vorbote des Mettfriedens.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit WerksschlieĂźungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott