piwik no script img

Wolpertinger des HipHop

■ Die Fun Lovin' Criminals spielen ihren schnurrigen Neurosen-Rap im Knust

Kann man The Cream, Deep Purple, De La Soul, Wha-Wha-, Gniedel-, Ricky-King- und Flagolet-Gitarren, Soul-Bläser, Blues und tiefe Diener vor Quentin Tarantino auf einer Platte zu einem Stil aufmischen? Wenn man es kann, dann überwindet man damit jedenfalls die Marathondistanz von der Bandidee bis zum Global Hype mit Siebenmeilenstiefeln. Fun Lovin' Criminals beherrschen diese Wolpertingerisierung des Hip Hop mit dem kühlen Charme menjoubärtiger Hipnessforscher aus New York.

Die drei Beastie-Boys-like dekorierten Jungmänner klauen zwar reichlich und schieben es im Midtempo zusammen, aber dennoch spielen sie es selbst. Lediglich vier Samples befinden sich unter 16 Stücken. Gemein zerhackte Intros, wie der des Cream-Klassikers „Sunshine Of Your Love“ oder von Deep Purples „Smoke On The Water“, werden von Huey, Fast und Steve (diese Vornamenseuche!) selbst gerockt, weiche Grooves von Eric B. & Rakim als Band gehaucht.

Sänger und Dichter Huey erzählt dazu in männlicher Herbheit von Schicksalen und Begebenheiten im sozial desorientierten Schieflagenkosmos arbeitsloser Giganten. Kriminalität und Luxusknappheit, die sie aus eigener Anschauung bestens kennen, und wie man diese mit Resten von Selbstbewußtsein und Humor hinter sich läßt, davon handeln die Geschichten der vom Verbrechen gereinigten HipHop-Newcomer. Deswegen heißt ihre Band auch Fun Lovin' Criminals, ihre LP Come Find Yourself und die Stücke „Crime And Punishment“, „The Grave And The Constant“ oder „Methadonia“.

Wie man vollgedrogt eine Bank überfällt oder als Psychopath in New York überlebt, Tips für den Survival in Megalopolis gibt es hier genug. Aber aus dem Gegensatz dieser White Rapper ergibt sich – anders als bei den Beastie Boys – eine sehr schnurrige Ausgabe von NY-Neurosen. Aufgrund des Medienrummels garantiert das letzte Mal im Club von Knust-Größe. tlb

Di, 9. Juli, 21 Uhr, Knust

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen