: „Wolfs“ Eroberungen
Eigentlich endet das Theatertreffen in Berlin heute. Uneigentlich aber geht es noch einen Tag länger, weil für „Wolf“ von Alain Platel noch eine Zusatzvorstellung am Dienstag nachträglich organisiert wurde. Tatsächlich könnte man sich kaum ein schöneres Fest zum Abschluss wünschen als dieses flirrend chaotische Stück. „Wolf“ ist in jeder Hinsicht die Ausnahme: ein Musik- und Tanztheaterstück auf einem Sprechtheater-Treffen. Es entstand mit Koproduzenten aus Deutschland, etwa der Ruhrtriennale 2003, und wird mit Performern aus immerhin vier Kontinenten und fünfzehn Hunden aufgeführt. Das Stück beschäftigt sich mit der Musik Mozarts, die vom Klangforum Wien interpretiert, und von teilweise gehörlosen Darstellern getanzt wird.Setzt man es zu den anderen Produktionen des Festivals in Beziehung, ist es auch das Stück, das am meisten aus der unmittelbarsten Gegenwart lebt und aus dem, was jeder Performer von sich selbst hinein gibt. Deshalb ist es auch das Stück mit dem größten Risiko, etwa ins Spektakel abzugleiten. Es hat sich aber bisher dagegen gehalten. Alain Platel, 1956 in Flandern geboren, arbeitet langsam. Mit „Iets op Bach“ (1998) und „Allemaal Indiaan“ (1999) wurde er auf viele Festivals eingeladen. Neben der Compagnie Les Ballets C de la B in Gent leitet er ein Tanzfestival in Leuwen. Am Sonntag wurde Alain Platel mit dem 3sat-Theaterpreis ausgezeichnet, mit dem zum achten Mal im Rahmen des Theatertreffens eine „zukunftsweisende Leistung“ belohnt wird.