piwik no script img

Wolfgang Gast Leuchten der MenschheitUndam Endegewinnt immerdie Falschmeldung

Von Wolfgang Gast

Was macht Fake News zu Fake News? Die Stiftung Neue Verantwortung (SNV), die das Phänomen im Bundestagswahlkampf 2017 untersucht hat, versteht Fake News vor allem als Desinformation, „als Verbreitung von falschen oder irreführenden Informationen in der Absicht, einer Person, einer Organisation oder einer Institution zu schaden“.

Meist würden Desinformationen in Gruppen von Social Networks geteilt und bestätigt. Besonders perfide: In diesen Filterblasen sei es schwierig, gegen Fake News anzukämpfen. Es kommt zum Backfire-Effekt: Mitglieder der Social Media, die versuchen mit Gegeninformatio­nen die Fake News aufzudecken, werden eher ausgeschlossen als wahrgenommen – am Ende gewinnt die Falschmeldung.

Fake News können dramatische Folgen haben: Ein Beispiel ist der Absturz der Baukonzern-Aktie Vinci 2016, die französische Firma verlor kurzzeitig 18 Prozent ihres Werts. Grund war eine gefälschte Pressemitteilung, wonach der Konzern seine Bilanzen überarbeiten müsse. Ein weiteres Beispiel: der rasante Anstieg der Aktie des Adressenhändlers Cynk 2014. Mithilfe sozialer Netzwerke und Bots konnte der Aktienkurs um 36.000 Prozent in die Höhe getrieben werden, bis der Verkauf der Aktie von der US-Börsenaufsicht ausgesetzt wurde, was wiederum zu enormen Verlusten bei den Anlegern führte.

Fake News können aber auch ganz andere Folgen haben: 1987 veröffentlicht die taz ein Interview des DDR-Schriftstellers Stefan Heym mit Jakob Segal. Segal, der ehemalige Leiter des Instituts für allgemeine Biologie an der Humboldt-Universität, stellt darin die These auf, das HIV-Virus sei 1979 von den USA als biologische Waffe kreiert worden und durch zahlreiche Tests an Gefängnisinsassen in Umlauf geraten. Alles Fake, wie man heute weiß, es war eine Desinformationskampagne des DDR-Geheimdienstes.

Aber auch hier gilt der Backfire-Effekt. Googeln Sie mal.

Der Autor ist Redakteur der taz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen