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WohnungsnotSchlafplatz dringend gesucht

Zu wenig Wohnraum, überteuerte Mieten: Der Hamburger Wohnungsmarkt macht Studenten nicht nur zu Semesterbeginn das Leben schwer.

So ein Zimmer hätten viele gern: Raum in einem Studentenwohnheim in Hamburg. Bild: dpa

407 Studenten auf 125 Plätze - nein, hierbei handelt es sich nicht um das Bewerbungsverfahren für einen besonders beliebten Studiengang. Das sind die Zahlen der Wohnplatzverlosung, die das Studierendenwerk Hamburg durchgeführt hat. Die Zimmer in den Wohnheimen sind heiß begehrt. Schließlich sind 210 Euro für ein möbliertes 12m2-Zimmer inklusive sämtlicher Nebenkosten sowie Internetanschluss für Hamburger Verhältnisse ein Schnäppchen. Sören Faika vom Asta der Universiät Hamburg beobachtet eine steigende Zahl verzweifelt nach Wohnraum suchender Studienanfänger: "Zum Wintersemester werden es jedes Jahr mehr. Eigentlich ist immer Chaos."

Tobias Burchard, Abteilungsleiter "Wohnen und Bauen" beim Studierendenwerk, geht trotzdem davon aus, dass bis zu Semesterbeginn alle bei der Verlosung leer Ausgegangenen noch irgendwie mit Unterkünften versorgt werden können: "Wir sind sehr darum bemüht, alle kurzfristig freiwerdenden Zimmer mit Wartelistenplätzen zu füllen. Wir vermitteln auch Zimmer bei privaten Vermietern und anderen Wohnheimträgern." Das Studierendenwerk wolle die Neuhamburger nicht den freien Kräften des Marktes überlassen. "Der Wohnungsmarkt ist angespannt", meint auch Burchard.

Siegmund Chychla, stellvertretender Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg, sieht die Lage der Studenten als Mosaikstein im Gesamtproblem Wohnungsnot: "In den letzten zehn Jahren hätten 6.000 bis 8.000 Wohnungen gebaut werden müssen, aber das wurde von den Akteuren des Wohnungsmarktes nicht erreicht." Besonders das Angebot an für Studenten geeignetem Wohnraum sei sehr gering. Zudem würde dieser immer teurer: "Die Nachfrage reguliert den Preis. In Hamburg gibt es einen extremen Mangel an Einzimmer- und Kleinstwohnungen." Der Grund: "Diese Räume sind zurzeit alle belegt von Menschen, die von Transferleistungen leben." Bei der Vergabe der wenigen verfügbaren Wohnungen seien Studierende benachteiligt. "Studenten stehen auf dem Wohnungsmarkt ganz am Ende, fast an letzter Stelle." Sie gelten als vergleichsweise laute Mieter, die womöglich kurzfristig wieder ausziehen.

Die Wohnungsnot bringt dubiose Vermieterpraktiken hervor. Chychla: "Es gibt Fieslinge, die meinen: ,Ich vermiete jetzt 60m2 an drei Studenten und verlange für jedes Zimmer 300 Euro, dann hab ich fast 1.000 Euro.' Das ist eine Masche, die oft vorkommt." Warum gerade Studenten diese unseriösen Angebote annehmen? "Das ist pure Not, die dazu führt. Ein Ertrinkender versucht sich an allem festzuhalten", sagt Chychla. "Hinzu kommt eine gewisse Unerfahrenheit, das ist meistens bei Studienanfängern der Fall."

Hamburger Studierende müssen nehmen, was sie kriegen - und den entsprechenden Preis bezahlen. Der 19. Erhebung des Deutschen Studentenwerkes zufolge geben sie durchschnittlich 345 Euro, gut 35 Prozent ihres Einkommens, für die Wohnung aus, während es deutschlandweit nur 281 Euro sind. Damit belegt Hamburg Platz zwei unter Deutschlands Hochschulstädten.

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9 Kommentare

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  • P
    pablo

    Dieses Problem ist keines der Studenten sondern eines der gesamten Bevölkerung(ohne diejenigen die auf Geld nicht achten müssen). Ich persönlich empfinde die 35% für Wohnraum durchaus für akzeptabel(auch wenn es ne Menge ist aber in Prozent ist dies ein Wert den auch nicht Studierende zahlen müssen). Das größere Problem ist doch das es günstigen Wohnraum nur in sehr begrenzter Zahl in Uni nähe gibt. Dies gilt nicht nur für das Hauptgelände. Auch die mitlerweile "normal" gewordene Courtage ist unerträglich. Hast Du keine 3000-5000 Euro aufm Konto oder Eltern die das Finanzieren hast du nur sehr begrenzte möglichkeiten bezahlbaren Wohnraum zu bekommen denn den gibt es auch in den sogenannten hipen Stadtteilen. Das die SAGA/GWG Häuser leer Stehen lässt ist natürlich ein kleine "Skandal" aber die SAGA/GWG ist dazu angehalten bestimmten Wohnraum für Obdachlose bereit zu halten und evtl. trifft das auf die Häuser zu die hier in den Kommentaren aufgezählt sind. Es ist das gleiche Problem wie seit 30Jahren, in Hamburg mangelt es an bezahlbaren Wohnraum.

  • R
    rolfmueller

    Warum gibt es in Hamburg nicht mal ein Volksbegehren für den sozialen Wohnungsbau von 1000 neuen Kleinstwohnungen?

  • GP
    günter PIehl

    In Neuenfelde un der Hasselwerder Straße läßt der Senat absichtlich mehr als 70 Wohnungen leer stehen.

    zum Teil sind die Häuser neu erbaut und noch nie länger bewohnt gewesen. Die SAGA ist angewiesen, diese Wohnungen nicht- auch bei Nachfragen zu vermieten.

  • H
    Hanseatin

    Diesem Artikel kann ich nur zustimmen. Während des Studiums in Hamburg habe ich in 5 WG´s gewohnt. Wenn man als Untermieter einzieht, kann der Hauptmieter einen jederzeit vor die Tür setzen. Dafür habe ich so ganz Eimsbüttel kennen gelernt, wenn ich jetzt dalang fahre, kann ich immer sehen, wo ich schon überall gewohnt habe! Jobben plus Miete gleich noch ein Semester mehr plus Studiengebühren ist Langzeitstudent. Danke Hamburg´s Elbvororte!

  • G
    Grace

    Was ist denn Platz 1? München?

  • GP
    Günter Piehl

    In Neuenfelde lässt der Senat mehr als 70 ! Wohnungen leer stehen. Die häuser in der Hasselwerderstraße stehen zum Teil seit fast 10 Jahren leer. einige der Häuser sind erst direkt vor dem Verkauf an die Stadt neu erbaut worden. Verwaltet werden sie von der SAGA, die auf Anweisung der Finanz- und der Wirtschaftsbehörde diese nicht vermieten darf!

  • MN
    Mein Name

    Wow, 345 Euro sind (durchschnittlich) 35 Prozent des Einkommens von Studenten? Na, wenn das so ist, dann ist es doch kein Drama 35 Prozent des Einkommens für eine Wohnung zu zahlen. Das ist Geheule auf hohem Nivaux.

     

    Viel schlimmer ist es, das Studenten mit sehr wenig Einkommen und Familien mitunter mehr als die Hälfte ihres Einkommens für eine Wohnung ausgeben müssen.

     

    Ein weiteres Problem besteht darin, das unglaublich viele Wohnungen nur noch über Makler vergeben werden. was bei einer Wohnung für ein junges Paar mit einem gemeinsamen Nettoeinkommen von 2800, 990 Euro Miete (kalt), 2257 Euro Courtage macht und dann müsse ja noch 2 Monatsmieten Kaution aufgebracht werden.

     

    Was will ich damit sagen? Nur Menschen, die wirklich gut verdienen finden eine Wohnung. Und dann muss ich sagen, wenn ich soviel Kohle dafür ausgeben soll, kann ich gleich was kaufen. Dann kommt natürlich noch eine Auto dazu, weil man aufs Kaff ziehen muss. Das ist für die Umwelt nicht so gut, aber nun ja in HH baut man eben lieber leer stehende Bürogebäude...

  • E
    eilbekermicha

    Preiswerten Wohnraum zu bauen, rechnet sich eben weit weniger, als 90-plus-x-qm-Wohnungen mit allem pipapo. Die Stadt der Pfeffersäcke, wie sie leibt und lebt. Der Senat findet das Thema offenbar nicht wichtig genug. Was hat Frau Hajduk, die grüne(!) Senatorin für Stadtentwicklung seit 2 Jahren, dafür getan, dass den Studenten preiswerter Wohnraum zur Verfügung steht?

  • S
    Student

    Wichtiger und richtiger Artikel. Es ist wirklich eine Katastrophe in Hamburg.

    Allerdings ist der Schlussteil über die durschnittliche Miete etwas verwirrend. Es sollte zumindest korrekterweise das bundesweite durchschnittliche Einkommen der Studierenden von 812 € im Vergleich zu den 969 € in Hamburg erwähnt werden.

    Wobei mir die "Bezugsgruppe Normalstudent", wie sie in der Studie gennant wird, alles andere als normal vorkommt. Demnach liegen die Einkommen der "Normalstudenten" in Hamburg zwischen 901 € und 1038 €, was ich für völlig unrealistisch halte. Die meisten meiner Mitstudierenden würden sich schon über 800 € durschnittlich freuen...aber die haben ja auch kein Fragebogen des deutschen Studentenwerkes ausgefüllt...