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Wohnungsbrand in besetztem Haus

■ Ursache des Feuers in der Kinzigstraße in Friedrichshain ist noch ungeklärt. Sechs Personen erlitten in der Nacht zum Sonntag leichte Rauchvergiftungen. Bewohner vermuten Brandstiftung, die Polizei ermittelt

In einem besetzten Haus in der Kinzigstraße in Friedrichshain sind in der Nacht zum Sonntag zwei Wohnungen ausgebrannt. Zehn Personen mußte die Feuerwehr evakuieren, sechs Menschen wurden wegen Rauchvergiftung in Krankenhäuser eingewiesen, konnten aber noch gestern wieder entlassen werden. Die Brandursache ist bislang noch nicht geklärt. Die Besetzer selbst vermuten einen Anschlag. Bereits vor drei Jahren hat es in dem Haus gebrannt. Damals soll das Feuer von Rechtsextremen aus Lichtenberg gelegt worden sein.

Fest steht bisher nur, daß der Brand kurz nach Mitternacht von der Wohnung im ersten Stock ausging. Die Rauchentwicklung war nach Angaben einiger Hausbewohner sehr stark und mit „einem ätzenden Gestank“ verbunden. Man hätte keine Chance gehabt, in die Wohnung, geschweige denn an den Brandherd zu gelangen. Wenige Minuten zuvor sei noch „alles in Ordnung gewesen“, so ein Bewohner. Der Bewohner des Zimmers, in dem das Feuer ausbrach, befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf einer Party. Erst ein Taxifahrer erzählte ihm von dem Brand. Sein gesamter Besitz ist wie bei zwei anderen Besetzern verbrannt. Er glaubt nicht, daß sein eingeschalteter Heizlüfter das Unglück ausgelöst hat. „Der war neu und hat überhaupt keine Probleme bereitet.“ Auch die Polizei zeigte sich nach Angaben der Hausbewohner davon überrascht, daß der Brand so schnell ausgebrochen sei.

Das Feuer fraß sich durch die Decke in die darüberliegende Wohnung. Nach anderthalb Stunden hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht. Die Ermittlungen des Brandkommissariats sollten noch am späten gestrigen Nachmittag aufgenommen werden.

Auf Anordnung des Bauaufsichtsamtes Friedrichshain versiegelte die Polizei die beiden ausgebrannten Wohnungen „wegen Einsturzgefahr“. In die übrigen Teile des vierstöckigen Hauses konnten die Bewohner wieder einziehen, nachdem die Löscharbeiten beendet worden waren. Allerdings wohnt es sich jetzt doch etwas zugiger, kälter und dunkler. Die Feuerwehr hat bei ihrem Einsatz fast sämtliche Fensterscheiben eingeschlagen, und die Polizei hat die Hauptsicherung für den Strom herausgerissen. Die Bewohner vermuten, daß sie auf diese Weise „systematisch rausgewohnt“ werden sollen.

Seit fünf Jahren ist der renovierungsbedürftige Altbau aus wilhelminischer Zeit von etwa zwanzig Punks besetzt. Sie versuchen, wie bereits mit einem besetzten Haus in der Rigaer Straße geschehen, von der Eigentümerin, der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF), mit einem Nutzungsvertrag ausgestattet zu werden. Sie wollen in jedem Fall in der Kinzigstraße wohnen bleiben. „Egal, was passiert, wir geben das Haus nicht her.“ Christoph Oellers

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