Wohnraum: Mit gebremster Wirkung

Laut einem Immobilienportal sind die Mieten gesunken. Das liege am Preisrückgang bei teuren Wohnungen, sagt der Mieterverein.

Der Senat hat sie schon gezogen: die Mietpreisbremse. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

Hamburg taz | Die Mietpreisbremse wirkt – zumindest ein bisschen. Das hat die Analyse eines Immobilienportals im Internet ergeben. Allerdings profitieren bisher vor allem die Mieter teurer Wohnungen.

Seit dem 1. Juli setzt Hamburg die umstrittene Mietpreisbremse um. Sie ist die Antwort der Politik auf die extremen Preisanstiege in der Stadt und soll dem Mietenwahnsinn ein Ende setzen. Höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Durchschnittsmiete darf der Mietpreis bei Vertragsabschluss demnach liegen, Neubauten und sanierte Objekte ausgenommen.

Das Portal Immobilienscout 24 hat seit der Einführung der Mietpreisbremse alle Angebote auf seiner Seite analysiert, die keine Neubauten und nicht teurer als 25 Euro pro Quadratmeter sind. Insgesamt waren das 5.500 Mietobjekte. Ergebnis: Im Mittelwert waren die Hamburger Neuvermietungsmieten im Juli 3,44 Prozent geringer als im Vormonat. 10,48 Euro pro Quadratmeter waren es im Juni, im Juli nur noch 10,12 Euro.

Jan Hebecker, verantwortlich für Märkte und Daten bei Immobilienscout 24, ist von der Analyse überzeugt: „Der Zusammenhang ist nach unserer Einschätzung zu 90 Prozent signifikant auf die Einführung der Mietpreisbremse zurückzuführen“, sagt er.

Stefan Schmidt vom Mieterverein sieht das Ergebnis skeptisch. „Wir sehen die Mietpreisbremse eher als ‚Bremschen‘“, sagt der Chef der Rechtsabteilung des Mietervereins. „Es mag sein, dass die Spitzenmieten leicht sinken, dem Durchschnittsmieter hilft es aber nicht, wenn eine Wohnung statt 15 Euro nur noch 14 Euro pro Quadratmeter kostet. Das sind Mieten, die ohnehin speziell sind.“

Schmidts These bestätigen Analysen des Beratungsunternehmens „Analyse und Konzepte“, das nur bei hochpreisigen Wohnungen Mietrückgänge verzeichnen konnte.

Der Mieterverein beobachtet zudem immer noch Neuvermietungsangebote, die deutlich über der Zehn-Prozent-Grenze liegen. „Dafür gibt es nicht mal Strafen“, sagt Schmidt. „Vermieter haben nichts zu befürchten.“ Er empfiehlt, die Miete bei Vertragsabschluss genau prüfen. Später könne man sie nur bis zu dem Zeitpunkt zurückverlangen, zu dem der Betrug festgestellt wurde.

Sylvia Sonnemann von Mieter helfen Mietern ist vom Immoscout-Ergebnis nicht überrascht. „Ich hätte sogar mit noch mehr Rückgang gerechnet“, sagt sie. Sonnemann glaubt, dass sich die Vermieter auch ohne Bestrafung größtenteils an die Mietpreisbremse halten. Die Bremse hält sie für den richtigen Weg, weil es in naher Zukunft „keine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt geben wird und Vermieter jetzt nicht mehr so viel nehmen können, wie sie wollen“. Auch von einer positiven langfristigen Wirkung ist sie überzeugt.

Wegen der anhaltenden Nachfrage wird es dauern, bis alle Mieter von der Mietpreisbremse profitieren. Licht und Schatten sieht auch Matthias Klupp von Analyse & Konzepte: „Zwar werden die Mieten in den unteren Preissegmenten mittelfristig nicht mehr steigen, sinkende Mieten sind allerdings vorerst auch nicht zu erwarten. Hierfür müssen die Baufertigstellungszahlen dauerhaft auf einem hohen Niveau bleiben.“

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