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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Frank Coldewey bei loop – Raum für aktuelle Kunst, Heeresbäckerei, Köpenickerstr. 16, bis 2. August, Mi.–Sa. 14–18 Uhr

Der Blick in die Straßen der großen Metropolen Hongkong oder Mexiko-Stadt ist leicht verstellt. Über den bunten fotografischen Schnappschussszenen liegt ein ebenso buntes Geflecht aus horizontalen Farbstreifen. Freilich tropfte die Farbe beim Auftrag und zog, der Schwerkraft folgend, vertikale Linien über das Bild. Doch bei genauerer Betrachtung erkennt man: das rechteckige Farbraster, das über den Stadtansichten liegt, zeigt nur teilweise echte Farbe, teilweise ist die Farbe schlicht reproduziert.

Frank Coldewey hat eine raffinierte Montagetechnik entwickelt, in der er Fotografie, Fotokopie, Fotocollage und Malerei in ein komplexes Verhältnis setzt. Ein Verhältnis, in dem das komplexe Zusammenspiel der medialen Kommunikationstechniken das der urbanen Kommunikationstechniken in angemessen raffinierter Weise widerspiegelt. So wie sich hier die Bild- und Materialschichten überlagern und aufeinander reagieren, so meint man, funktioniert wohl auch das städtische Leben.

Coldeweys große Panoramen der Megacitys, die jetzt bei loop – raum für aktuelle kunst in der Heeresbäckerei zu sehen sind, setzen sich aus Modulen im standardisierten Maß von DIN A 0 zusammen. Zuvor collagierte der Künstler die Fotos, die er auf Reisen machte. Diese Samples fotokopierte er dann, übermalte sie und fotokopierte sie noch ein weiteres Mal, um sie auf die MDF-Platten aufzuziehen und erneut zu übermalen. Real-life-Pinselspuren stoßen also auf reproduzierte Pinselspuren, Fotografie verschwindet in und hinter Malerei, um an anderer Stelle in all dem Glamour ihrer scharfgestochenen Oberfläche wieder aufzuscheinen. Reale Farbe wird zur Architektur der Stadt, während die abgebildeten Menschen in reine Farbflächen abstrahiert scheinen: Coldeweys in stupender Perfektion ausgeführtes Bildprogramm überzeugt.