Wochenübersicht: Konzert : Daniel Kastner hört zwischen den Jahren auf den Sound der Stadt
Weil Musikanten ja eben auch nur Menschen sind, die sich derzeit bei all dem Geweihnachte da draußen auf irgendeine Form von Familie besinnen, bleiben die Konzertbühnen dieser Tage gähnend leer, weil alles am Kuscheln ist. An Weihnachten selbst tritt kaum jemand auf, abgesehen von den Teilnehmern des Darkstorm-Festivals und selbstverständlich den Fehlfarben am Heiligen Abend in der Volksbühne. Wer sich zwischen den Jahren auf ein Konzert begibt, kann viele einheimische Künstler sehen. Musik aus deutscher Produktion überwiegt, und wer will, soll darin halt eine abstrakte Fortsetzung des weihnachtlichen Familiengedönses erkennen. Vielleicht wollen die MusiklieferantInnen aber auch einfach schon für Silvester vorglühen. Zumindest bei den Toten Hosen scheint diese Unterstellung angebracht. Die Düsseldorfer Traditionspunks, die ungefähr so viele Jahre auf dem Buckel haben wie die taz, konnten bereits das ganze Spektrum zwischen Mitgrölstücken und Schnulzen abdecken. Inzwischen gehen so viele Platten auf das Konto der Hosen, dass sich unter ihren Fans schon die dritte „Früher waren die aber besser“-Generation gebildet hat. Ebenfalls von nicht ganz so weit weg besuchen uns die Trashmonkeys. Die Bremer, die immerhin schon das Vorprogramm der Hives und der Hellacopters bestreiten durften, sind auch nach drei veröffentlichten Garage-Rock-Alben hierzulande noch immer nicht so bekannt, wie es ihnen eigentlich anstünde. Dafür hat sich aber eine italienische TV-Show eines ihrer Stücke ausgeliehen. Den kürzesten Weg hatte vermutlich Popchansonnière Barbara Cuesta. Die Dame, die mit sirenenhafter Stimme Charmantes und Giftiges vorträgt, stammt zwar aus Neuss, ist aber Teilzeitberlinerin und absolviert in dieser Funktion ein kleines divaeskes Heimspiel.