Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Eigentlich wollte der amerikanische Regisseur Tony Kaye 1998 mit seinem Film „American History X“, in dem ein weißer Skinhead drei Schwarze ermordet, den Rassenhass anprangern. Aber manchmal kommt alles anders. Denn fünf Jahre später probierten in einem kleinen Dorf in der Uckermark zwei Jugendliche die Mordtechnik, die sie in Kayes Film gesehen hatten, aus und brachten damit ihren siebzehnjährigen Kumpel Marinus um – nicht ohne ihn vorher als Jude beschimpft zu haben. Den Dokumentarfilmer Andres Veiel („Black Box BRD“) hat dieser kinoinspirierte Mord nun zu seiner ersten Theaterarbeit inspiriert. Zusammen mit der Dramaturgin Gesine Schmidt hat er Bewohner der Dorfes, Eltern und Freunde der Mörder und des Opfers befragt und aus dem Gesprächsprotokollen sein dokumentarisches Theaterstück „Der Kick“ für das Maxim Gorki Theater erstellt. In dem macht er sich auf die Suche nach dem Ursprung der Gewalt in den individuellen Biografien und der kollektiven Geschichte. Spielort ist der Gewerbehof in der alten Königsstadt in der Saarbrückener Straße.In den Neunzigerjahren erlebte der Kapitalismus einen Höhenflug, bis es 2001 zum Absturz kam. Dirk Cieslak und seine Formation „Lubricat“ sind spezialisiert auf die Abdrücke, die ökonomische Bedingungen in den Seelen hinterlassen. „Zornige Menschen“ heißt ihr neuer Abend, der sich mit Ohnmacht und Zorn befasst, die Krise und sozialen Abstieg manchmal begleiten.Im Orphtheater steht in der nächsten Zeit mit „Zur Blindheit überredete Augen“ ein Hölderlin-Abend zum Utopieverlust auf dem Programm und am Potsdamer Hans-Otto-Theater inszeniert Bernd Mottl Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ mit DT-Altstar Christine Schorn als tragische Komödie über die Unmöglichkeit von Gerechtigkeit.