Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Peter Steins Inszenierung von Anton Tschechows „Drei Schwestern“ vor 22 Jahren gehört zu den legendärsten Schaubühneninszenierungen aller Zeiten. Trotzdem markierte es auch den Anfang vom Ende der alten Schaubühne, die in Schönheit langsam zu erstarren begann. Jetzt wagt sich daselbst Falk Richter an das Werk. Statt Edith Clever, Jutta Lampe und Corinna Kirchhoff werden ab morgen Steffi Kühnert, Bibiana Beglau und Jule Böwe das von Lebensleere und Reformstau geplagte Trio spielen. Richter hat das Stück neu bearbeitet, und eines wird es diesmal nicht geben: ein echtes Birkenwäldchen am Bühnenhorizont. Aldous Huxley war auch kein Optimist, und die schöne neue Welt, die er 1932 voraussah, wirkt ziemlich unschön, trotz scheinbarer Freiheiten wie Konsummöglichkeiten und Orgasmen am Fließband. Im Grips Theater, wo man ansonsten eher optimistisch auf die Welt und ihre Gestaltungsmöglichkeiten blickt, hat Volker Ludwig Huxleys Roman nun fürs Theater bearbeitet und mit ein paar Songs Grips-kompatibel aufgepeppt. Premiere dieses Kinderstücks für Erwachsene ist Donnerstag. „faust-in-the-box“ präsentiert die Performance- und Verwandlungskünstlerin Bridge Markland ab morgen im Saalbau Neukölln, die nicht nur sich selbst, sondern auch Texte auf das Erstaunlichste verwandeln kann. Zuletzt verblüffte sie mit einem sehr eigenwilligen Blick auf Schiller. Jetzt kommen Goethes Faust und Gretchen als rasendes Kasperltheater dran, begleitet von den Rolling Stones, Freddy Quinn, Madonna, Seeed und Marika Rökk. In den Sophiensælen zeigt der ungewöhnliche Musiktheatermacher David Marton sein neues Stück „Der Feurige Engel“, das aus verschiedenen Text- und Musikstücken zusammengesetzt vom gleichnamigen Roman des russischen Symbolisten Valeri Brjussow inspiriert worden ist.