kati kriegt die krise : Wo liegt Arsène Wenger?
Man macht sich wohl doch eine zu glamouröse Vorstellung vom Fußballjetsetleben. Victoria Beckham etwa erledigt in Baden-Badener Billigsupermärkten (was es alles gibt) banale Hausfraueneinkäufe, auf proppevollen Tribünen hält sie bei kontinentaleuropäischen Affenhitze tropfendes Kindereis auf Distanz, rumgefahren werden sie und die anderen Spielerfrauen im Spielerfrauenbus. Gucci-Shopping, abgeschirmte VIP-Lounge, Limousinenservice – Pustekuchen.
Noch prosaischer: das WM-Leben des Arsène Wenger. Der Arsenal-Trainer ist Experte der Eurosport-„WM-Show“, die allabendlich den Tag bilanziert und auf die nächsten Spiele vorbereitet. Ein paar hippelig geschnittene Clips, ein paar wahllos montierte Statements, englisch moderiert und synchron übersetzt. Insgesamt prima, da in wenigen Minuten erledigt. Besonders für Menschen, die wie Posh tagsüber einkaufen gehen. Und Arsène Wenger? Steht er in einem gläsernen Stadionstudio, an einem geheimen Trainingsplatz oder auf einem spektakulären Hoteldach, also einem Ort, der privilegiertes Insidertum ausstrahlt? Nein. Er sitzt auf einer weißen Plastikgartenliege in einem unidentifizierbaren Garten und sieht derart bedenklich immer gleich aus, dass der Verdacht nahe liegt, seine Expertenprognosen seien vorproduziert – spräche nicht der Turniermodus dagegen. Oder ahnte er die K.o.-Spiele schon im Mai? Vielleicht. Vielleicht hat Eurosport ihm auch alle denkbaren Paarungen zur freien Assoziation vorgelegt. Dafür spricht: Er erzählt selten mehr, als dass die eine Mannschaft gut ist und die andere auch, aber vielleicht nicht ganz so gut wie die eine.
Etwas enttäuschend. Aber vermutlich nichts gegen die Enttäuschung des Startrainers selbst. Es kann nicht sein Ziel gewesen sein, den ältlichen Tipponkel auf Plastikliege zu geben. Und: Wo um alles in der Welt liegt er bloß?