: Wo ist der Dukatenesel
■ „Nichts ist unmöglich“signalisieren die Koalitionäre in Sachen Hafenkrankenhaus
Als „Weichei-Version“hat Frank Eyssen vom Planungsbüro für ein Sozial- und Gesundheitszentrum das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen zum Thema Hafenkrankenhaus bezeichnet. SPD und Grüne hätten sich auf ein Stück Sozialutopie am Zirkusweg verständigt, ohne zu wissen, aus welchem Stall der Dukatenesel für das Projekt kommen soll.
Die Hildebrandt-Gesundheitsconsult hat vor Wochen ein Betreuungskonzept für die Versorgung der Alten und Kranken sowie der Süchtigen und Obdachlosen auf St. Pauli vorgelegt, das jetzt auf die veränderten politischen Mehrheiten hoffen darf. Freilich haben die zukünftigen Regenten versäumt, den Hafenkrankenhausbefürwortern als kleine Starthilfe das Grundstück zum Beleihen anzubieten. Wegen der Finanzierung ist bisher auch niemand mit den Kassen oder den zuständigen Behörden in den Ring gestiegen. „Wir wollen vermeiden, daß es zu einer Rosinenpickerei kommt“, Planer Eyssen will sich für die Realisierung des Gesamtkonzepts einsetzen: Nicht daß die Sozialbehörde mit der Altenbetreuung liebäugelt und die geplante Einrichtung für Folteropfer mangels Geld unter den Tisch fällt.
Auch der Neubau des Krankenhauses Barmbek steht bisher auf tönernen Füßen. Rot-Grün will dem dringend notwendigen 650-Betten-Spitalbau keine Steine in den Weg legen, weil die Klinik allein im letzten Jahr aufgrund ihrer veralteten Bausubstanz zwölf Millionen Miese eingefahren hat. Aber auch hier ist der Mann mit dem Geldkoffer bisher nicht aufgetaucht. „Der Hauptpunkt der Finanzierung wird in der Kreditbeschaffung liegen“, schätzt Peter Zamory, bisheriger gesundheitspolitischer Sprecher der GAL.
Sollen die notwendigen 300 Millionen über die Jahre verteilt aus der Stadtkasse kommen? In der sind für 1998 Krankenhausinvestitionen von insgesamt 170 Millionen Mark vorgesehen – wohlgemerkt für alle Kliniken zusammen. Sollen die Pforten für private Financiers geöffnet werden, die bundesweit auf dem Kliniksektor investieren? Oder sollen die Mitarbeiter etwa Anteilsscheine zeichnen nach dem Motto: Wir verkaufen die Laube und leisten uns einen Quadratmeter OP? Lisa Schönemann
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